Keine Nachbarn, eigene Quelle, schnelles Internet: Das klingt für viele Menschen nach einem Jackpot beim Wohnen. Doch die Realität ist manchmal komplizierter.

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Die Corona-Pandemie hat auch am Immobilienmarkt Blüten getrieben. Einfamilienhäuser auf dem Land sind gefragt und teuer wie nie, Grundstücke in guter Lage so gut wie überall zur Mangelware geworden.

Manche träumen dank der Möglichkeit des Homeoffice von noch ein bisschen mehr Abgeschiedenheit, wie Hansjörg Lenz, Geschäftsführer des internationalen Maklerbüros Engel & Völkers in Kärnten, bei einem Pressegespräch zum österreichischen Immobilienmarkt vergangene Woche berichtete.

Preise verdreifacht

"Auf Google Maps nicht zu finden, aber mit schnellem Internet", so oder so ähnlich laute der Wunsch häufig; erfüllen möchte man sich diesen am liebsten mit einer Alm- oder Jagdhütte in den Kärntner Bergen. Nur einige wenige solcher Hütten hat Lenz derzeit allerdings im Angebot – das Interesse ist weitaus größer.

In entsprechend schwindelerregende Höhen sind auch die Preise für diese Spezialimmobilien in der Einöde in den letzten Jahren gestiegen: Eine einfache Almhütte, die früher 80.000 bis maximal 120.000 Euro kostete, wird heute um das Zwei- bis Dreifache gehandelt.

Besonders begehrt sind die Hütten, wenn sie über eine eigene Quelle oder eine "sehr gute Südlage" verfügen. Das rustikale Ambiente – inklusive Herzerl in der Tür – würde die Käuferschicht akzeptieren, berichtet Lenz, manche würden trotzdem mit ihrem Innenarchitekten zur Besichtigung kommen.

Innenarchitekt kommt mit

Von der Einöde am Berg träumt aber nur eine Minderheit. Der Wunsch nach mehr Wohnfläche und Garten oder zumindest Balkon ist bei vielen aber durch die Pandemie erst so richtig erwacht. So berichteten beim Pressegespräch auch die Makler aus anderen Teilen des Landes von großer Nachfrage nach Einfamilienhäusern: Der Speckgürtel rund um Wien vergrößere sich, sagte Oskar Beirer, der bei Engel & Völkers für Niederösterreich zuständig ist. In Leobersdorf verzeichnete er zwischen 2018 und 2022 besonders große Preissprünge.

Auf dem Tiroler Immobilienmarkt liegen die Durchschnittspreise für Ein- und Zweifamilienhäuser mittlerweile bei mehr als 950.000 Euro. Spitzenreiter ist wie immer Kitzbühel. In besonders guten Lagen, beispielsweise Aurach, werden hier Quadratmeterpreise von bis zu 27.000 Euro erzielt, Chalets gibt es laut Florian Hofer, bei Engel & Völkers für den Tiroler Markt zuständig, ab fünf Millionen Euro. Auch das Salzkammergut boomt, hieß es beim Pressegespräch, an den Seen "werden absolute Liebhaberpreise erzielt", so Salzburg-Experte Mark Hüsges.

Es ist kompliziert

Für den Gesamtmarkt rechnet man beim Maklerunternehmen aber für 2023 mit keinen großen Preissprüngen mehr. Denn die steigende Zinskurve und die seit August geltenden strengeren Vorgaben, was Wohnkredite angeht, hätten die Kaufkraft und die Nachfrage in bestimmten Segmenten weiter eingebremst.

In manchen Assetklassen könnte sich mit der Zeit auch Ernüchterung einstellen. Almhütten sind zum Beispiel nicht so unkompliziert, wie viele meinen. Etwa weil die Grundverkehrskommission erst ihr Okay geben muss. Aber auch weil die Hütten häufig mit Wegerechten und anderen Überraschungen im Grundbuch daherkommen.

Lenz erzählt von einer solchen Eintragung, wonach man jedes Jahr zu Maria Lichtmess "ein halbes Schwein und drei Fuder Heu" einbringen muss, weil man durch den Kauf Teil einer Almgenossenschaft wird. Besitzer der Almhütte müssen dann, wenn nötig, auch zur Reparatur von Zäunen ausrücken.

Auch zum Aufforsten eines Schutzwaldes oder zum Errichten einer Lawinenverbauung kann man verpflichtet werden, erzählt Hansjörg Lenz: "Es ist eine trügerische Idylle." (Franziska Zoidl, 15.9.2022)