Dieser Esel an der Universität Florida passt dort seinerseits auf Schafe auf.

Foto: Samantha Brooks

Wann und wo sich die Domestizierung der Hunde, Katzen, Pferde, Ziegen oder des Mais zutrug, ist in den letzten Jahren dank Verbesserungen bei der Sequenzierung moderner und alter DNA erhellt worden. Ein für die Menschheit wichtiges Nutztier blieb von solchen Studien bisher aber weitgehend ausgespart, obwohl seine Zähmung die Gesellschaft veränderte: Durch domestizierte Esel (Equus asinus) wurde es den Menschen möglich, große Lasten auch durch unwegsames Gelände zu transportieren.

Eine erste kleine Studie im Jahr 2004, für die nur relativ wenig moderne DNA von Hunderten von Eseln analysiert wurde, hatte ergeben, dass die Lasttiere zweimal domestiziert worden waren, und zwar in Asien und in Afrika. Details blieb die nur einseitige Studie in "Science" aber schuldig. Der französische Evolutionsbiologe Ludovic Orlando von der Universität Paul Sabatier in Toulouse, der jahrelang die Domestizierungsgeschichte der Pferde erforscht hat, wollte es genauer wissen und stellte ein Team von fast 50 Forschenden in 37 Laboren auf die Beine.

207 heutige und 31 alte Esel

Gemeinsam werteten sie die Genome von 207 modernen Eseln aus der ganzen Welt aus und sequenzierten die DNA aus den Skeletten von 31 frühen Eseln, die vor bis zu 4.000 Jahre lebten. Die Genome von Eseln aus verschiedenen Gebieten erwiesen sich als recht unterschiedlich. Diese Unterschiede "sagen viel über die Domestizierung aus, nicht nur, wann sie begann, sondern auch, wie sie sich ausbreitete", so Orlando im Gespräch mit "Science" über die Studie.

Mithilfe von Computermodellen schätzten die Forschenden die Verwandtschaft der Esel auf Basis ihrer DNA ein und kamen dabei zum Schluss, dass der Esel nur ein einziges Mal domestiziert wurde. Das war vor mehr als 7.000 Jahren, als Hirten in Kenia und am Horn von Afrika begannen, wilde afrikanische Esel zu zähmen, wie das Esel-Konsortium in seinem Fachartikel in "Science" berichtet.

Vom Horn von Afrika in die Welt

Vor 5.000 Jahren war die Domestizierung dann in vollem Gange. Die ersten Esel wurden nordwärts und westwärts nach Ägypten und in den Sudan gehandelt. Innerhalb von 2.500 Jahren verbreiteten sie sich in Europa und Asien, wo sie sich zu unterschiedlichen regionalen Populationen entwickelten.

Greger Larson, ein Evolutionsbiologe an der Universität Oxford, der nicht an der Studie beteiligt war, hält diese neue Studie und ihre Details für erstaunlich. Die neue Arbeit kläre nicht nur, wie oft Esel gezähmt wurden, sondern sie zeige auch, dass Esel nie durch Inzucht gezüchtet wurden, wie es bei Pferden der Fall war. Und Larson zeigt sich erfreut darüber, dass nun auch der Esel endlich zu seinem Recht gekommen sei. (red, tasch, 10.9.2022)