Umfragen, so betonen es Politikerinnen und Politiker oft, seien ihnen ja völlig egal. Denn: Es zählen nur die Wahlergebnisse. Und dennoch leuchten derzeit die Augen vieler in der Union, wenn sie auf Balken und Prozente blicken.

Merz lebt derzeit vor allem von der Kritik an der Ampelregierung.
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Ein Jahr nach der Bundestagswahl, bei der sie das Kanzleramt an den Sozialdemokraten Olaf Scholz verloren haben, liegen CSU und CDU wieder auf dem ersten Platz vor der SPD.

Tatsächlich kann CDU-Chef Friedrich Merz Pluspunkte verbuchen: Er hat gut in seine Rolle als Oppositionsführer gefunden und treibt die Ampelregierung im Bundestag gewohnt scharfzüngig vor sich her. Auch seine "Frauenquote light" bekam er am Parteitag. Hätten die Delegierten dagegen gestimmt, Merz wäre düpiert gewesen.

Doch es gibt auch auf der Minusseite einiges zu verzeichnen: Merz mag ein guter Oppositionsführer sein. Aber in seinem Amt als CDU-Chef ist noch Luft nach oben. Auf Konzepte und Programme aus dem Konrad-Adenauer-Haus wartet man noch. Seine Stellvertreter und sein Generalsekretär bleiben neben ihm blass. Merz lebt derzeit vor allem von der Kritik an der Ampelregierung.

Zudem sind viele Konservative, auf die Merz bisher zählen konnte, enttäuscht. Ihnen ist Merz – mit Frauenquote! – zu mittig geworden. Und wie Merz einerseits die Ampelregierung vor sich hertreiben, andererseits aber mit ihr zusammenarbeiten will – das muss er auch erst einmal schlüssig erklären. (Birgit Baumann, 11.9.2022)