Reinhard Kittenberger hat sein Wohnhaus selbst geplant und den Garten so ausgerichtet, dass die Sonne immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Im Sommer verlegt Reinhard Kittenberger seinen Wohnbereich nach draußen in seinen Garten.
Foto: Lisi Specht

"Ich habe unser Haus zu hundert Prozent selbst geplant, und auch wie der Garten aussehen soll, davon hatte ich schon lange ein Bild im Kopf. Für die Planung haben wir uns drei Jahre Zeit genommen. Als Gartengestalter habe ich viele Häuser von Kunden gesehen und dabei viele Eindrücke gesammelt. Einige haben mir so gut gefallen, da habe ich mir ein Beispiel genommen.

Einen befreundeten Architekten habe ich dann gebeten, mir bei der Umsetzung zu helfen. Er hat das Haus um zwei Grad gedreht – in meinem Plan war es noch komplett südseitig ausgerichtet gewesen –, den Goldenen Schnitt drübergelegt und alles um 30 Quadratmeter verkleinert. Zuvor war das Schlafzimmer viel zu groß. Er hat sich um die Feinheiten gekümmert und dann auch die Bauleitung übernommen.

Morgens wird Reinhard Kittenberger in seinem Schlafzimmer von der Sonne wachgeküsst.
Fotos: Lisi Specht

Im ganzen Haus gibt es keine einzige Styrodurplatte, wir haben mit chemiefreiem Spezialbeton gearbeitet und keinen einzigen Pinsel Farbe verwendet. Das Holz wird sich irgendwann langsam vergrauen. Die Außenverschalung ist aus Lärchenholz, innen ist alles aus Fichte. Gedämmt ist das Haus mit Stroh – fein gehackt und mit Druck eingeblasen. Im Sommer ist es drinnen schön kühl, ganz ohne eine Klimaanlage. Die Wände bestehen aus gestopftem Lehm.

Mit der Hausplanung war auch das grobe Konzept für den Garten fertig. Wichtig ist, sich ein Ensemble zu überlegen, wo die Gartenzimmer sein werden – also der Rosengarten, der Obstgarten, die Gemüsebeete. Bei der Gestaltung im Detail bin ich eher knausrig, da wähle ich Pflanzen aus unserer Baumschule aus, die nicht mehr so schön sind und die ich nicht mehr an Kunden verkaufen würde. Diese habe ich dann bei uns im Garten gesetzt, und sie haben sich wunderbar entwickelt.

In der Früh springt Reinhard Kittenberger selbst im Oktober noch in den Schwimmteich, auch wenn das Wasser nur mehr 17 oder 18 Grad hat.
Fotos: Lisi Specht

Mein erstes Haus habe ich mit 20 Jahren gebaut. Damals wollte ich einfach nur ein Dach über dem Kopf, aus heutiger Sicht war es ein Billigbau. Damals war immer der Schaugarten auch mein persönlicher Garten. Mit den Jahren ist unser Wohnhaus immer mehr zum Büro geworden. Irgendwann habe ich beim Mittagessen geschäftliche Dinge unterschrieben und gemerkt, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Vor vier Jahren sind wir ausgezogen; unser altes Haus wird seither als reines Bürogebäude genutzt.

Mit 250 Quadratmetern für zwei Personen haben wir hier viel Platz, aber uns war wichtig, dass jemand bei uns wohnen kann, der für uns sorgt, falls wir das später einmal brauchen. Was Inneneinrichtung anbelangt, ist meine Frau federführend. Ich würde beispielsweise hunderttausende Bilder aufhängen, meine Frau vertritt aber eher die Meinung ‚weniger ist mehr‘.

Was Inneneinrichtung anbelangt, lässt Reinhard Kittenberger seiner Frau den Vortritt.
Fotos: Lisi Specht

Von jedem Raum können wir direkt raus ins Grüne, auch vom Schlafzimmer. Dort können wir eine vier Meter breite Fensterfront zum Garten hin öffnen und schlafen dann auch fast draußen. Ich stehe meistens eine halbe Stunde früher auf, als ich eigentlich müsste. Im Sommer setze ich mich in die Hängematte, schaue mir den Sonnenaufgang an und ruhe noch etwas nach. Dann springe ich, so wie ich bin, ins Wasser und schwimme eine Runde durch den Teich – auch wenn es nur 17 oder 18 Grad hat. Meine Frau geht auch bei 16 Grad noch rein, da kribbelt es schon richtig. Das machen wir bis in den Oktober hinein.

Ich habe unser Haus so geplant, dass wir von der Morgensonne wachgeküsst werden. Abends können wir lange die Sonne genießen, wenn wir in die Sauna gehen oder mit Freunden zusammensitzen. Und mittags haben wir einen überdachten Platz mit natürlichem Schatten. Von Mai bis September ist unsere Küche quasi draußen. Wir leben den Sommer über im Garten, er ist unser Wohnbereich. Manchmal passiert es auch, dass ich in der Hängematte einschlafe. Dieses Haus und dieser Garten sind so erholsam – wenn ich das Tor zumache, bin ich wie ein anderer Mensch. (Bernadette Redl, 26.9.2022)