Katerstimmung in der SPÖ: Das Wahlergebnis in Tirol ist bei genauerer Betrachtung nicht nur enttäuschend, es ist geradezu peinlich. Die SPÖ ist am Sonntag auf den dritten Platz hinter die FPÖ abgerutscht. Und trotz des Riesenverlusts der ÖVP und des kleinen Verlusts der Grünen konnten die Sozialdemokraten de facto nicht zulegen. Plus 0,2 Prozentpunkte lassen sich unter diesen Umständen beim besten Willen nicht als Erfolg feiern.

Die SPÖ ist am Sonntag bei der Tirol-Wahl auf den dritten Platz hinter die FPÖ abgerutscht. Im Bild: SPÖ-Spitzenkandidat Georg Dornauer.
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Dabei hätte vieles für einen Wahlerfolg der SPÖ gesprochen. Die ÖVP ist angeschlagen, im Land und im Bund. Die Themenlage müsste der SPÖ entgegenkommen. Wenn sich die Sozialdemokraten den Kampf gegen die Teuerung auf ihre Fahne schreiben, müsste das viele Leute ansprechen. Das hat offenbar nicht funktioniert. Zwar konnte die Partei Stimmen von der ÖVP holen, gab die aber im gleichen Ausmaß nach rechts, an die Protestparteien und die Nichtwähler ab.

Da muss sich auch die Bundespartei Sorgen machen. Die Umfragen sind gut, aber lassen sich die realisieren? Wie Tirol zeigt, hat die SPÖ ein Problem damit, sich verständlich zu machen. Es gibt eine ganze Reihe an Vorschlägen, wie die Teuerung zu bekämpfen wäre, aber die SPÖ wirkt nicht sehr glaubhaft darin, sich als kompetente und lösungsorientierte Alternative zu den Regierungsparteien zu präsentieren. Um erfolgreich zu sein, muss die SPÖ nicht nur an den Inhalten feilen, sondern auch die Kommunikationsstrategie verbessern. (Michael Völker, 27.9.2022)