Die Kabarettistin Monica Weinzettl wohnt mit ihrem Ehemann Gerold Rudle mit räumlich getrennten Haustieren in einem alten Haus in Purkersdorf bei Wien. Ihr Wohntraum steht in der Einfahrt.

"Vor 18 Jahren habe ich einen Hund bei mir aufgenommen. Wir waren beide nicht glücklich in Wien. Also habe ich mich vor 17 Jahren auf die Suche nach einem neuen Zuhause für uns gemacht. Auf der ersten Immobilienseite, die ich aufgemacht hab, ist dieses Haus zum Mieten aufgetaucht. Ich hab früher schon mal in Purkersdorf gelebt und mir gleich gedacht: Das kenn ich doch!

Monica Weinzettl und Gerold Rudle im Obergeschoß, wo aktuell nur Katzen erlaubt sind.
Foto: Pilo Pichler

Es hat gleich gepasst für mich, weil ich die Lage mag und den großen Garten. Ich hab gedacht, dass das ideal ist für den Hund, aber der hat sich dann im Garten immer ganz oben auf den Hang gesetzt und Purkersdorf angekläfft. Der Garten war also eher Arbeit für mich als Spielplatz für den Hund.

Der älteste Teil des Hauses stammt von 1794. Dieser Teil ist aus Flussstein, wenn du da einen Nagel einschlagen willst, bist du geliefert. Der Rest wurde im Lauf der Zeit zugebaut. Das Haus hat ursprünglich nicht so ausgesehen wie jetzt. Es war alles braun, und in manchen Zimmern lagen Teppiche, an denen ich festgeklebt bin. Drei Monate haben wir nur hergerichtet und die Elektrik erneuert. Vor zwölf Jahren ist Gerold eingezogen.

Wir haben 220 Quadratmeter Wohnfläche. Und wir brauchen jeden Quadratzentimeter – für meine Werkstatt, für Requisiten, zum Proben, für unser Büro. Den Rest des Hauses nehme ich zum Leben und Dekorieren.

Seit 17 Jahren wohnt Monica Weinzettl in ihrem Haus. Vor Kurzem ist Hündin Piper hier eingezogen.
Foto: Pilo Pichler

Unser Stil? Oje. Stil kann man das nicht wirklich nennen. Ich bin die Einrichterin, weil ich seit vielen Jahren gern alte Dinge vom Flohmarkt oder vom Altwarenhändler aufmotze. Gerold ist da situationselastisch. Manche Dinge fallen ihm erst nach vier Tagen auf: ‚Was steht denn da im Vorzimmer?‘ Ich würd aber sagen: Der Großteil gefällt ihm. Ganz selten kommt er und sagt ganz vorsichtig: ‚Was ist denn das?‘

Unser Stil ist auf jeden Fall nicht modern. Ich find nichts langweiliger als weiße Wände und ein weißes Kastl davor, aus Klavierlack, vielleicht auch noch ohne Griff, weil das Kastl auf Zuruf aufgeht. Das ist schön zum Anschauen, aber wir kriegen das ja im Leben nicht hin! Wir haben zwei Katzen und einen Hund, ich brauch Sachen nur anschauen, und sie sind dreckig. Weiße Teppiche, das ist eine Illusion!

Ich häng hier an nichts, auch nicht an irgendwelchen Erinnerungsfotos. Ich hab überhaupt das Gefühl, dass wir viel zu viel haben. Demnächst kommt wieder eine Mulde, und dieses Haus wird wieder leichter gemacht.

Monica Weinzettl motzt gern alte Möbel vom Flohmarkt oder vom Altwarentandler auf.
Foto: Pilo Pichler

Was mir in den letzten zwei Jahren immer wichtiger geworden ist, ist das Upcycling von Dingen, die wir achtlos wegwerfen: Tetrapaks, Dosen, Gläser. Man kann so derartig viel damit machen. Bei jedem Trumm, das der Gerold gern wegwerfen würde, fragt er mich mittlerweile: ‚Brauchma das?‘ ‚Wahrscheinlich, stell’s einmal da hin!‘ Auf unserer Terrasse hängen schon Vogelhäuser aus Tetrapaks und Lampions aus Dosen. Bei uns hängt der Müll in den Bäumen!

Dinge, die man selbst gemacht hat, haben ja auch einen ganz anderen Wert. Ich sammle gern Ideen auf Pinterest, Youtube und Instagram und entwickle sie weiter. Irgendwann kann man gar nicht mehr normal denken. Man sieht etwas und denkt sich sofort: ‚Okay, das könnte ich verwenden.‘ Es ist furchtbar!

Wohnen muss wie eine zweite Haut sein. Das muss passen, auch wenn’s manchmal wo wehtut. Du musst nach Hause kommen und das draußen vergessen können. Ich mag’s auch gern, wenn sich dann wieder etwas verändert. Es ändern sich ja auch die Lebensumstände.

Die verchromte Holzvitrine wird verkauft, damit Platz für ein Sofa frei wird. Die Katzen Red (im Bild) und Moqui sind derzeit hauptsächlich im Obergeschoß unterwegs.
Fotos: Pilo Pichler

Wir haben seit kurzem wieder einen Hund, und der ist mit unseren zwei Katzen noch nicht kompatibel. Wir müssen sie also vorerst räumlich trennen. Jetzt sind die Katzen oben im Haus und der Hund unten. Darum muss ich meine verchromte Holzvitrine, die oben steht, verkaufen, weil ich mir ein Sofa zu den Katzen stellen will. Gebote werden gern entgegengenommen!

Unser Wohntraum steht in der Einfahrt, das ist unser Wohnmobil. Es ist ein Tiny House, das man hinstellen kann, wo man will und wann man will. Wir würden ja auch gern mal wissen, wie es ist, ein Jahr lang am Meer zu wohnen. Berge brauch ich dafür nicht. Ich schau nicht gern auf eine Granitwand. Ich versuch, einmal am Tag einen Horizont zu finden. Ich mag den Gedanken, dass man bis ans Ende sehen kann. Das befreit mich."(3.10.2022)