Die Vielfalt journalistischer Medien in Österreich ist längst bedroht. Die größten Werbebudgets – auch in Österreich – gehen an globale Digitalkonzerne wie Google, Meta, Tiktok, Amazon. Bisher finanzierte Werbung wesentlich Journalismus und andere Inhalte. Die Papierpreise explodierten mit den Energiepreisen. Zahlungsbereitschaft für digitalen Journalismus trägt hier noch keine größere Redaktion. Der eine Umsatzmilliarde schwere öffentlich-rechtliche ORF dominiert mit 664 Millionen aus dem verpflichtenden Beitrag GIS plus Werbung den hiesigen Medienmarkt.

Die Papierpreise explodierten mit den Energiepreisen.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Die Regierung investiert nun in ihr erklärtes Ziel, den Medienstandort und die Medienvielfalt zu sichern. Sie hat dafür eine Digitalförderung für klassische Medien eingerichtet, mit 20 Millionen Euro pro Jahr und zum Start 54. Mittwoch präsentierte sie eine weitere Förderung mit 20 Millionen Euro. Gefördert werden journalistische Arbeitsplätze, erstmals auch bei reinen Onlinemedien. Immerhin zehn Prozent Aufschlag gibt es für lange geforderte Qualitätskriterien – Redaktionsstatute, Fehlermanagement, Frauenförderung, die Mitgliedschaft im Selbstkontrollorgan Presserat fehlt seltsamerweise.

Aber reduziert die Regierung nicht im selben Medienpaket die Vielfalt? Sie nimmt der republikseigenen Wiener Zeitung ihre Finanzierungsbasis, Pflichtveröffentlichungen von Firmen, macht aus der ältesten Tageszeitung ein Onlineportal mit Monatsmagazin. Die Antwort lautet: Ja, wenn man Journalismus am Papier festmacht. Nein, wenn die zentrale Idee stimmt: Journalistische Inhalte entscheiden, nicht das bedruckte Blatt. Doch wenn ihre Redaktion reduziert oder in eine Art Contentagentur der Regierung verlagert wird, bedeutet das ebenfalls weniger journalistische Vielfalt. Dann wären geplante 11,5 Millionen Subvention vielfältiger in Medienförderung investiert – womöglich auch an eine private Wiener Zeitung. (Harald Fidler, 5.10.2022)