Die Bundespräsidentenwahl ist zwar vorbei, aber jener Kandidat, der auf dem vierten Platz landete, ist noch einer kurzen Betrachtung wert. Der Mann – Rechtsanwalt, Krone-Kolumnist und Bestsellerautor, wie er im Lebenslauf bescheiden vermerkt – räumte am Wahlabend ein, geschummelt zu haben.

Bundespräsidentschaftskandidat Tassilo Wallentin auf dem Weg zur Stimmabgabe für die Bundespräsidentenwahl.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

"Als mich Journalisten gefragt haben, oder auch im Innenministerium, wer mein Wahlkampfleiter ist, habe ich einen Namen erfunden." In Wirklichkeit gab’s gar keinen Wahlkampfleiter, erklärte er Ö3. Er habe die Auskunft gegeben, "der Herr Blabla" sei für die Koordinierung zuständig, tatsächlich sei das aber eine "One-Man-Show" gewesen. Das ist irgendwie auch eine gute Nachricht, wenigstens war er allein.

Am Dienstag ruderte der Ex-Kandidat zurück, sah sein Outing "verzerrt" wiedergegeben: Er habe auf Medienanfrage "zu Beginn des Wahlkampfs als Kontaktperson für organisatorische Fragen den Nachnamen eines Kanzleimitarbeiters genannt", weil er keinen Wahlkampfleiter beschäftigt habe.

In seiner neunten Kolumnensammlung stellt er höhere Anforderungen an die "politische Klasse". Fordert hier die "Einführung einer Politikerhaftung", mahnt da, ein Land brauche "Menschen mit Format". Wie wahr. Dass Österreichs Bevölkerungszahl steigt, missfällt dem One-Man-Showman, "ein Schrumpfen wäre wohl besser gewesen". Auf der anderen Seite gab’s dafür genug Leute, die ihn gewählt haben: 327.214. (Renate Graber, 11.10.2022)