Der Traum von der Eigentumswohnung ist für viele in unerreichbare Ferne gerückt.

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Nach Jahren der Preisrallye am Immobilienmarkt mehren sich die Anzeichen, dass ein Umbruch ins Haus steht. Das glaubt man auch beim Maklernetzwerk Remax, das die Transaktionszahlen am Wohnungsmarkt für das erste Halbjahr 2022 zusammengetragen hat. "Der Immobilienmarkt hat sich in den vergangenen Wochen spürbar verändert", sagt Bernhard Reikersdorfer, Chef von Remax Austria.

Zwar seien im ersten Halbjahr Verkäufe und Nachfrage auf einem sehr hohen Niveau geblieben; auch die Preise hätten nochmals deutlich angezogen. Aber das erste Halbjahr ist schon lange Geschichte: Nun würden die im August verschärften Kreditvergaberichtlinien sowie steigende Energie- und Lebenshaltungskosten vielen einen Strich durch den Wohntraum machen: Interessenten, die sich noch vor wenigen Monaten eine Wohnung problemlos hätten kaufen können, können sich diese laut Reikersdorfer nun nicht mehr leisten.

Nachfrage zurückgegangen

Das macht sich mittlerweile deutlich bemerkbar: Das Angebot am Eigentumswohnungsmarkt ist laut Angaben von Remax seit Juli gestiegen, die Nachfrage in den letzten zwei Monaten aber um ein Viertel zurückgegangen. Es sei also davon auszugehen, dass sich die Preiskurve in den nächsten Monaten "deutlich abschwächen wird", in einzelnen Regionen sei sogar mit Preisrückgängen zu rechnen, sagt Reikersdorfer.

Im ersten Halbjahr, aus dem die Zahlen von Remax stammen, standen die Zeichen aber noch auf Wachstum: Die Preise legten im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahrs österreichweit noch einmal um fast zehn Prozent zu. In den letzten fünf Jahren sind die Preise somit nominal um mehr als 35 Prozent gestiegen. Im Schnitt kostete eine Eigentumswohnung hierzulande fast 258.000 Euro.

Der wichtigste Markt für Eigentumswohnungen ist Wien, hier wurden im ersten Halbjahr um 453 Wohnungen weniger verkauft als im Vorjahr, was einem Minus von fast sechs Prozent entspricht. Besonders stark gingen die Verkäufe in den Bezirken Margareten, Favoriten und Floridsdorf zurück.

Ein Quadratmeter in Wien

Beim Transaktionswert der verkauften Wohnungen gab es in Wien aber noch einmal ein ordentliches Plus, weil die Preise deutlich gestiegen sind. Der typische Quadratmeterpreis stieg in der Bundeshauptstadt auf fast 5.300 Euro.

Trotzdem: "Auf die Gefahr hin, als Pessimist zu gelten: Das in den letzten Wochen steigende Angebot und die geringere Anzahl an Interessenten, die längere Vermarktungsdauer, all das sind starke Zeichen, dass es so nicht weitergeht, wie es viele Jahre gelaufen ist", sagt Anton Nenning von Remax. "Die Zahlen in der Statistik spiegeln die Ausläufer des letzten Frühlingshochs und nicht die aktuelle Marktsituation wider."

Als gesichert gilt aktuell nur eines: Wohnungssuchenden stehen interessante Zeiten bevor. (red, 12.10.2022)