Das Medieninteresse ist nach wie vor groß, wenn Sebastian Kurz ein Jahr nach seinem Ausstieg aus der Politik öffentliche Auftritte absolviert.

Foto: Christian Fischer

Er war jüngster Staatssekretär, Außenminister und Kanzler in der Geschichte Österreichs, ist außerdem jüngster doppelter Ex-Kanzler – und nun ist er auch der jüngste Ex-Politiker, der seine Zeit als Spitzenpolitiker in Buchform verewigt wissen will. Nach einer Reihe von Büchern, die über ihn geschrieben wurden, erscheint diese Woche ein Buch, an dem er selbst aktiv mitgewirkt hat. Reden wir über Politik nennt sich das 240 Seiten umfassende Werk. Autorin ist die Krone -Journalistin Conny Bischofberger, die ihn schon als Politiker mehrfach interviewt hatte.

"Helle und dunkle Seiten"

Erste, vom Verlag ausgewählte Passagen des Buches dürfen erst ab Freitag veröffentlicht werden, breitflächig aus dem Buch zitiert werden darf ab Samstag. Von allem, was bislang bekannt ist, geht es um den Aufstieg von Kurz, die Ibiza-Affäre sowie seine Abwahl im Parlament samt Comeback als Kanzler. Auch seine Sicht auf bekannt gewordene Chats sowie die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen ihn sind demnach Thema. Kurz soll zudem von seinen Gesprächen mit Russlands Präsident Wladimir Putin, der deutschen Ex-Kanzlerin Angela Merkel, dem einstigen Präsidenten der Vereinigten Staaten Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping berichten. In dem Buch "spricht Kurz zum ersten Mal über die hellen und dunklen Seiten der Spitzenpolitik" und blickt auf sein Jahrzehnt in ebendieser zurück, heißt es seitens des Verlages.

Erste vom Verlag ausgewählte Passagen des Buches dürfen erst ab Freitag veröffentlicht werden, breitflächig aus dem Buch zitiert werden darf ab Samstag.
Foto: edition a

In den sozialen Medien ist schon jetzt eine Diskussion über das Buch entbrannt, insbesondere auf Twitter kommt es nicht gut weg. "Der Sebastian Kurz veröffentlicht dieser Tage sein mit Hochspannung erwartetes Buch. (...) Endlich wird es eine Antwort auf die wichtigste Frage geben: Wird es ein Buch zum Ausmalen oder eines mit den schönsten Kinderliedern?", fragt ein User. "Ich werde das brandneue Buch von Sebastian Kurz nicht lesen. Ich warte, bis die Verfilmung auf Video erhältlich ist", twittert ein anderer.

Einer, der das Buch bereits gelesen und trotz Sperrfrist aus dem unveröffentlichten Buch zitiert hat, ist ORF-Moderator Armin Wolf, der auf Twitter eine Kurzfassung des Buchinhalts lieferte: "Eigentlich alles richtig gemacht. Die Chats waren harmlos (bis auf ,Oarsch‘ für Mitterlehner). Beinschab/Karmasin kommen nicht vor. Er ist nicht böse auf die Grünen. Das Parlament ist voller ,negativer Energie‘." Außerdem veröffentlichte Wolf eine Passage, in der Kurz seinen Rückzug aus der Politik als "endgültig" bezeichnet. Wolfs Urteil: "Keine relevante Selbstreflexion, kein bisher unbekannter Blick hinter die Kulissen, keine überraschenden Anekdoten – außer, dass Niki Lauda im Frühling 2017 (...) Kurz riet, die ÖVP zu übernehmen. Und es fehlen noch 3 Jus-Prüfungen."

Zeit nach der Spitzenpolitik

Wer sich selbst ein Bild des Buches machen will: Das vom Verlag Edition A herausgegebene Werk ist ab Samstag erhältlich. Auch das aktuellste Werk von Anwalt und Ex-Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin, das er im Rahmen seines Hofburg-Wahlkampfes vorgestellt hatte, erschien in dem Verlag. Gegründet wurde dieser von Bernhard Salomon, Bruder von Kurier -Chefredakteurin Martina Salomon. Das Kurz-Buch ist übrigens nicht das erste Buch dieser Art von Autorin Bischofberger – auch mit Niki Lauda und dem einstigen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) setzte sie derartige Buchprojekte um. Zuletzt schrieb Bischofberger zwei Romane.

Völlig aus der Politik zurückgezogen hatte sich Kurz schließlich im Dezember des Vorjahres. Mittlerweile ist er als Berater von US-Milliardär Peter Thiel tätig. Zuletzt wurde bekannt, dass Kurz mit seiner Investmentgesellschaft AS2K, die er mit Investor Alexander Schütz betreibt, bei der Pflegeplattform Heldyn eingestiegen ist.

Kurz hat nach wie vor zwei Ermittlungsverfahren am Hals. Einerseits wird er der Falschaussage vor dem Ibiza-U-Ausschuss verdächtigt, andererseits wird gegen ihn wegen Untreue und Beihilfe zur Bestechlichkeit in der Inseratenaffäre ermittelt. Kurz weist die Vorwürfe gegen ihn strikt von sich, es gilt die Unschuldsvermutung. (Sandra Schieder, 12.10.2022)