Der Abgang des Intendanten der Wiener Festwochen kam überraschend, wirklich wundern muss sich aber niemand. Zu verhalten wurde die Programmierung von Wiens wichtigstem Kulturfestival durch Christophe Slagmuylder aufgenommen, zu sehr fremdelte der Belgier mit den Strukturen und Bedürfnissen der Stadt. Sein an Brüssel geschultes Kunstverständnis, sein Interesse für Tanz und Kleinkunst, brach teilweise radikal mit dem, wofür die Festwochen seit Jahrzehnten stehen. Viele Theaterbegeisterte kehrten dem Festival daher in den vergangenen Jahren den Rücken.

Der Abgang des Intendanten der Wiener Festwochen Christophe Slagmuylder kam überraschend, wirklich wundern muss sich aber niemand.
Foto: APA/HANS PUNZ

Sie zurückzuholen wird eine der zentralen Aufgaben der neuen künstlerischen Leitung sein. Bevor sich Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler aber auf die Suche macht, wäre sie gut beraten, eine zentrale Frage zu klären – nämlich jene, wofür die Festwochen eigentlich stehen.

Einst war das Festival das Tor in die internationale Theater- und Performancewelt, viele Besucher erfuhren hier ihre maßgebliche Kultursozialisation. Mit der Ernennung von Slagmuylders Vorgänger, Tomas Zierhofer-Kin, verordnete die Kulturpolitik 2017 dem Festival eine neue Richtung. Statt an neue Ufer kam man vom Weg ab. Die Pandemie trug ihrerseits viel zur Entfremdung der Besucher bei.

Jetzt ist es Zeit, die großen programmatischen Fragen zu klären – die Personalien kommen danach. (Stephan Hilpold, 21.10.2022)