Der genehmigte und fertiggestellte Hofwaldtrail in Innsbruck muss für tausende Euros großteils rückgebaut werden, wie eine Mehrheit des Gemeinderates erneut bestätigt hat.

Foto: Mathias Prägant - Trailbauers

Innsbruck – Auf Initiative der Grünen, die mit Georg Willi den Bürgermeister in der Tiroler Landeshauptstadt stellen, landete der Innsbrucker Hofwaldtrail am Dienstag erneut auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Die Moutainbikestrecke im Nordwesten der Stadt war nach einem Stadtsenatsbeschluss 2021 und der Einholung aller dafür notwendigen Bewilligungen auf Flächen der Bundesforste geplant und errichtet worden. Kurz vor Fertigstellung im Sommer 2022 entdeckte aber eine Ein-Mann-Liste das Thema für sich und begann, über Soziale Medien Stimmung gegen die Mountainbiker und den Trail zu machen.

ÖVP, FPÖ und der ÖVP-Ableger Für Innsbrucker (FI) sprangen auf den Zug auf – obwohl der Trail vom ressortzuständigen ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber abgesegnet worden war – und positionierten sich plötzlich ebenfalls gegen die Strecke. Die Posse gipfelte darin, dass in der Sommerpause ein Sondergemeinderat zum Thema Hofwaldtrail einberufen wurde. Mehr als vier Stunden lang wurde auf teils unterirdischem Niveau seitens der Trailgegner argumentiert. Mit Erfolg: Keine zwei Wochen nach Freigabe der Strecke wurde sie wieder gesperrt. Für die ehrenamtlich organisierten Mountainbiker, die sich jahrelang für den Bau eingesetzt hatten, um endlich das legale Trailangebot in Innsbruck zu erweitern, war das ein Schlag ins Gesicht. Dass der Gemeinderat auch mehrheitlich den Rückbau eines Großteils der bereits fertigen Strecke beschlossen hat, setzte dem ganzen die Krone auf.

Erneute Abstimmungsniederlage

Bürgermeister Willi wollte nach der hitzigen Debatte im Sommer erneut über den für die Gemeinde – und damit die Steuerzahler – kostspieligen Rückbau abstimmen lassen, der gerade in Zeiten von Teuerungen für Kopfschütteln weit über die Stadtgrenzen hinaus gesorgt hatte. Im Zuge der Debatte am Dienstag wurden großteils die Argumente aus dem Sommer wiederholt. Die Trailgegner beriefen sich auf angeblich in ihrer Kontemplation gestörte Pilger, die wegen des nahegelegenen Trails den Bischof-Stecher-Gedenkweg, der sich im selben Waldabschnitt befindet, nicht mehr nutzen könnten. Die Befürworter hielten entgegen, dass es diesen vermeintlichen Konflikt in der Realität nicht gibt und die Koexistenz aller Nutzungsgruppen gut funktioniere.

Doch Bürgermeister Willi musste letztlich erneut eine Abstimmungsniederlage einstecken. Die Anti-Trail-Allianz stimmte wieder mehrheitlich für den Rückbau und die damit verbundenen Mehrkosten. Gegen den Rückbau stimmten die Grünen, Ali und zwei der insgesamt vier SPÖ-Gemeinderäte. Kritik kam von den Neos, die sich bei der Abstimmung enthielten: Die "Schlamperei der Politik" werde auf dem Rücken der Mountainbiker ausgetragen. In dieselbe Kerbe schlug Ali-Gemeinderat Mesut Onay. "Das ist kein Beispiel für Pfusch am Bau, sondern für Pfusch in der Politik", kritisierte er VP-Vize Anzengruber, der zwischenzeitlich versucht hatte, der Trailbau-Firma die Schuld zu geben, weil diese die Streckenführung geändert habe. Ein Vorwurf, der nachweislich falsch war.

Jener Gemeinderat, der die ganze Posse losgetreten hatte, Gerald Depaoli von der Liste Gerechtes Innsbruck, versuchte die Kosten, die den Steuerzahlern nun aus dem von ihm geforderten Rückbau und der Neutrassierung erstehen, als vernachlässigbar abzutun. VP-Vizebürgermeister Anzengruber, dessen Fraktion erneut für den Rückbau des von ihm projektierten und genehmigten Trails stimmte, verwies in der Debatte am Dienstag darauf, dass in den vergangenen Jahren in Innsbruck auch sehr viel für Mountainbiker geschaffen worden sei.

VP-Vizebürgermeister stellt neue Trails 2023 in Aussicht

Konkret nannte Anzengruber den 2,2 Kilometer langen Stadtwaldtrail, ein Bypass des Arzler Alm Trail (3,7 km), als Beispiel. Insgesamt verfügt die selbsternannte "Bikecity Innsbruck" damit über aktuell rund sechs Kilometer legaler Moutainbiketrails. Für den VP-Vize Grund genug, von einem einzigartigen Angebot zu sprechen. Aber er stellte in Aussicht, dass im kommenden Jahr 2023 bis zu 9,5 Kilometer neuer Trails dazukommen werden – vielleicht. So sei geplant, den seit Jahren ebenfalls gesperrten Nordkette Singletrail wieder zu öffnen und zu "attraktivieren". Und im Süden der Stadt plane man ebenfalls die Schaffung eines Trails. (Steffen Arora, 25.10.2022)