Historisch sind die beiden Besetzungen an der Spitze der italienischen sowie der britischen Regierung allemal: In Italien wurde mit Giorgia Meloni erstmals eine Frau Premierministerin, im Vereinigten Königreich zog mit Rishi Sunak erstmals eine Person of Color in die Downing Street 10 ein. Die Vorbildwirkung, die die beiden auf jüngere Generationen haben, ist nicht zu unterschätzen.

In Italien wurde mit Giorgia Meloni erstmals eine Frau Premierministerin.
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Jedoch haben es Meloni und Sunak nicht an die Spitze geschafft, weil die Hindernisse für Frauen oder Menschen mit Migrationsgeschichte plötzlich beseitigt wurden. Sie haben es trotz der diskriminierenden Strukturen geschafft. Und vermitteln den falschen Eindruck, dass sich am System nichts ändern muss, weil man es mit genügend Anstrengung ja schafft.

Genau solche Parteien wie die von Meloni und Sunak halten diese diskriminierenden Strukturen am Leben. Sunak kündigte noch im Rennen gegen Liz Truss jährliche Obergrenzen für Flüchtlinge an und unterstützt den Plan seiner konservativen Tories, Asylwerbende nach Ruanda zu verschicken. In der Region Marken, wo Melonis postfaschistische Fratelli d’Italia seit dem Jahr 2000 regieren, wurde in Spitälern und staatlichen Beratungsstellen die Abgabe der Abtreibungspille verboten. Meloni will auch jegliche Frauenquoten abschaffen und als "Premierminister" angesprochen werden. Sunak und Meloni sind keine Paradebeispiele für gelungene Gleichberechtigung, im Gegenteil: Alle an echter Gleichberechtigung Interessierten sollten sie auf keinen Fall unterstützen – und ihren Aufstieg auch nicht feiern. (Noura Maan, 27.10.2022)