Das Haupthaus übersiedelte 2001 in die ehemalige Winterreithalle der Hofstallungen des damals neu eröffneten Museumsquartiers.
Foto: Stephan Wyckoff

Dreißig Jahre ist es her, dass die Kunsthalle Wien mit ihrem gelb-blauen Container auf dem Karlsplatz die Gemüter erhitzte. Als "Wellblechbaracke" und "übrig gebliebene Ikea-Kiste" wurde der 1992 als temporär geplante Bau beschimpft. 2001 verkleinerte man ihn zur Dependance und verlagerte das Haupthaus in das damals neu eröffnete Museumsquartier (MQ). Etwas versteckt zwischen Mumok und Leopold-Museum ist die Halle seit nun zwei Dekaden beheimatet.

Diesen Samstag feiert die Kunsthalle ihr 30-jähriges Bestehen und lädt zum Tag der offenen Tür samt Abendprogramm. Beim Festakt sprechen neben Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und dem Direktorinnentrio WHW (What, How & for Whom) die Ex-Direktoren Gerald Matt oder Nicolaus Schafhausen. Gemeinsam will man eine Diagnose für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellen.

Der 1992 als temporär geplante Bau am Wiener Karlsplatz wurde als "Wellblechbaracke" und "übrig gebliebene Ikea-Kiste" beschimpft. Heute steht dort die verkleinerte Dependence.
Foto: Gerhard Koller

Denn die junge Geschichte der städtischen Institution ohne Kunstsammlung ist keine unbewegte. Mit dem Einzug ins MQ büßte man zwar Sichtbarkeit ein, wuchs aber zur wichtigen und politischen Einrichtung für die junge Szene. Unter der Leitung Gerald Matts von 1996 bis 2012 wandelte sich die Kunsthalle zu einem erfolgreichen Haus für zeitgenössische Kunst mit internationaler Anerkennung. Neben poppigen Themenausstellungen wurden großen Namen Soloshows gewidmet. Die Publikumszahlen stiegen.

Skandale und Hoffnung

2012 endete die Ära des Langzeitdirektors. Vorausgegangen war ein monatelanges Wechselspiel aus Vorwürfen und Zurückweisungen. Wegen Verdachts auf Untreue und verbotene Intervention trat er schließlich zurück. 47 von 54 Mitarbeitern hatten ihm das Misstrauen ausgesprochen. Ende 2012 stellte die Korruptionsstaatsanwaltschaft das Verfahren ein.

Versteckt zwischen Mumok und Leopold-Museum ist die Kunsthalle seit nun zwei Dekaden beheimatet.
Foto: Kunsthalle Wien / Jorit Aust

Nach dieser von Skandalen gebeutelten Zeit kehrte unter Nachfolger Nicolaus Schafhausen Ruhe ein. Unter seiner Führung verlor die Kunsteinrichtung zunehmend an Relevanz, man stellte sogar den Fortbestand des neuen Wiener Sorgenkindes infrage. 2019 trat Schafhausen als Direktor überraschend zurück. Grund waren "die nationalistische Politik" und der zu rechts geführte Diskurs in Österreich.

Mit dem kroatischen Kollektiv WHW (Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović) hoffte man 2020 auf einen Neustart. Die Pandemie erschwerte diesen, die Publikumszahlen sind auch jetzt nicht berauschend. Mit Fokus auf Künstlerinnen abseits des westlichen Mainstreams sowie feministischen Positionen wollen sie bewusst Nischen bedienen. Nach teils zu komplexen Gruppenpräsentationen gilt die aktuelle Werkschau Sanja Ivekovićs als gelungenes Beispiel. (Katharina Rustler, 5.11.2022)