Während der Lockdowns hatten auch die Kinos geschlossen – nun macht man mit dem Krisengewinner Zoom gemeinsame Sache.

Foto: AP/Mark J. Terrill

Es ist kein Geheimnis, dass die Pandemie einen gewaltigen Schub in der Digitalisierung mit sich gebracht hat – allen voran in Form stundenlanger Meetings, die über Tools wie Zoom oder Microsoft Teams stattfinden. Nicht lange dauerte es, bis die ersten Tools und Lösungen aufkamen, mit denen die virtuellen Konferenzen spannender werden sollten. An anderer Stelle sorgten Menschen für Aufsehen, weil sie in skurrilen Situationen an Zoom-Meetings teilnahmen oder von den Filtern überfordert waren.

Ein Fundstück für die Ewigkeit ist etwa der Anwalt, der zu einer Verhandlung als virtuelle Katze erschien, weil er einen entsprechenden Filter nicht abdrehen konnte. Zu einem anderen Zeitpunkt nahm ein Schönheitschirurg direkt aus dem Operationssaal an einem Gerichtstermin teil. Zudem etablierte sich der Begriff des "Zoom-Bombing", bei dem unangemessene Inhalte in Meetings eingespielt wurden – so unterbrach etwa ein Porno eine Übertragung im italienischen Senat.

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Gleichzeitig wurden immer wieder neue Tools erfunden, um die Meetings erträglicher zu machen. So konnte man Ziegen mieten, die per Video an Meetings teilnahmen. Es wurden Tools entwickelt, mit denen man sich selbst in eine Zoom-Comicfigur verwandelte. Wer im Homeoffice keine Hose trug, der konnte diese digital hinzufügen. Und der "Zoom Escaper" simulierte schließlich eine Reihe an Störfunktionen für alle, die sich gerne aus einem Meeting schmeißen ließen.

Zoom-Meeting im Kino

Inzwischen sind viele Teams teilweise in ihre Büros zurückgekehrt – zumindest in einer hybriden Form begleiten uns die Videokonferenz-Tools aber weiterhin. Und Zoom schmiedet auch 2022 noch Allianzen, um diesen Meetings ein wenig ihre Eintönigkeit zu nehmen.

So gibt es in den USA nun eine Kooperation mit der Kinokette AMC – mit dem Ziel, größere Teams oder gar ganze Belegschaften zu Meetings in Kinosäle mit bis zu 150 Sitzplätzen zu laden. Starten soll das Projekt im Jahr 2023 in 17 US-amerikanischen Städten.

So könnte etwa ein CEO vor der versammelten Mannschaft umfassende Personalmaßnahmen verkünden, während sich die Kollegen in den Sesseln räkeln. Teil der Kooperation sind auch ein "Catering" des Kinobetreibers – Popcorn und Cola? –, ein Concierge-Service und die Möglichkeit, sich anschließend einen Film gemeinsam anzusehen. Adam Aron, Chairman und CEO von AMC Theatres, betont außerdem den Vorteil, dass Kinos größere Leinwände, fetteren Sound und klarere Bilder bieten als so mancher PC-Bildschirm.

Tolle Perspektiven also für alle, die den eigenen Chef schon immer mal in Über-Lebensgröße sehen wollten – und schlechte Nachrichten wiederum für jene, die sich bisher mit Tools wie dem "Zoom Escaper" aus den Meetings verabschiedeten. Wer das im Kino versucht, der macht sich wohl ähnlich beliebt wie jene Menschen, die mitten in einer spannenden Szene von der Natur gerufen werden. (red, 8.11.2022)