Manuel Rubey mit seinem Buch "Die Träume anderer Leute".

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Mutter Medizinerin, Vater Künstler und Hausmann, beide tiefkatholisch. Wenn ich mit Bruder und Vater in den Supermarkt eingeritten bin, war das auf jeden Fall ein Hingucker", beschreibt ein gutgelaunter Manuel Rubey sein Heranwachsen als Waldorfschüler in Wien. "Ich weiß aber, dass es meine Eltern richtig gut und cool machen wollten, und das hat auch gepasst." Obwohl Fußball in der Schule verpönt war und er zu Hause lange nicht Fernsehen durfte.

Viele Eselsohren in den Seiten

"Comics waren das Bildhafteste, wozu ich Zugang hatte." Und dann machte er klassisch mit Astrid Lindgren "die schöne Erfahrung, selbst ein Buch lesen zu können". Aufgehört hat er seither nicht mehr, die auffällige Brille, sein Markenzeichen, kam freilich erst später hinzu. Gerade liest er Die Träume anderer Leute, das eigentlich seine 16-jährige Tochter gekauft hat. "Aber die fängt gerade erst an, Ideale zu entwickeln, und der Blick der Judith Holofernes auf ihre Popkarriere ist doch ein sehr nüchterner." Er ist jedenfalls total reingekippt in die Lektüre, "was auch ein bisserl damit zu tun hat, dass ich ihre Band Wir sind Helden noch im Chelsea gesehen habe kurz vor dem ganz großen Durchbruch".

Ihr erstes Minialbum mit den Mondscheinern schickten sie dann an Wir sind Helden, und schon waren sie Vorgruppe bei deren nächstem Konzert im Gasometer. "Es ist ein wahnsinnig poetisches, gnadenloses Buch über die deutsche Popkultur und den Sexismus in der Kunst, ich habe ganz viele Eselsohren drin und könnte ganz viel daraus vorlesen. Denn sie kann richtig gut schreiben!", muss er, der selbst erfolgreiche Bücher veröffentlicht, "neidlos anerkennen".

Arbeitszeit wird Lesezeit

"Als Künstler, dessen Arbeitsleben zu 80 Prozent aus Warten besteht, ob in einer Bühnengarderobe oder auf einem Filmset, kann ich Arbeitszeit in Lesezeit umwandeln." Als Ausgleich zur nächsten traurigen Wurstplatte hat er sich daher bereits Jarvis Cockers Buch Good Pop Bad Pop in seiner Stammbuchhandlung im 15. Bezirk reservieren lassen, in dem der Pulp-Frontman, auch stets mit auffälligen Brillen unterwegs, Die Dinge meines Lebens beschreibt. (Manfred Rebhandl, 19.11.2022)