Carlos Quieroz.

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Die iranischen Spieler ließen ihren Trainer hochleben.

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Der iranische Fußball-Nationalteamtrainer Carlos Queiroz hat den ehemaligen deutschen Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach dessen kritischen Bemerkungen über die iranische Elf des WM-Teilnehmers zum Rücktritt aus der Technical Study Group (TSG) des Weltverbandes Fifa aufgefordert. Dies verlangte der portugiesische Fußballlehrer via Twitter.

Der 58-jährige Klinsmann hatte als Experte bei der BBC Aussagen über die iranische Mannschaft getroffen, die im Team von Queiroz nach dem 2:0-Erfolg gegen Wales empört aufgenommen wurden. Klinsmann hatte auch die Qualitäten von Queiroz infrage gestellt.

Klinsmann, Weltmeister von 1990, unterstellte dem iranischen Team systematische Unsportlichkeit. "Das ist ihre Kultur", sagte Klinsmann nach dem 2:0-Erfolg des Iran über Wales. "Deshalb passt Carlos Queiroz auch sehr gut zu diesem Team. Das ist kein Zufall, das ist alles Absicht. Es ist Teil ihrer Kultur, dass sie permanent die Schiedsrichter bearbeiten." Die Spieler würden ständig sticheln und versuchen, die Gegner aus dem Konzept zu bringen.

Jederzeit willkommen

"Unabhängig davon, dass ich sie für ihre sportlichen Erfolge auf dem Platz respektiere, aber diese Bemerkungen über die iranische Kultur, die iranische Nationalmannschaft und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball", twitterte Queiroz erbost.

Der einstige Weltklassestürmer Klinsmann sei jederzeit im Quartier des Iran willkommen – wenn er seinen Posten in der TSG aufgebe. "Wir versprechen ihnen, dass wir keine Urteile über ihre Kultur, Wurzeln und ihren Hintergrund abgeben werden. Wir versprechen, dass sie jederzeit willkommen sind in unserer Familie", so Queiroz.

Klinsmann relativierte seine Aussagen am Sonntagmorgen bei BBC-"Breakfast". "Ich habe nie Carlos oder die iranische Bank kritisiert", sagte der frühere Bundestrainer. "Alles, was ich beschrieben habe, war ihre emotionale Art und Weise, die irgendwo bewundernswert ist." Seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er wolle Queiroz nun anrufen und die Situation beruhigen.

Das iranische Team steht politisch aufgrund der Proteste in der Heimat und einigen Aktionen, die als Unterstützung der Protestbewegung gedeutet werden, auch intern unter Druck. Im ersten Spiel gegen England (2:6) hatten die iranischen Akteure die Nationalhymne nicht mitgesungen, im zweiten Spiel gegen Wales (2:0) dann schon.

Im letzten Gruppenspiel treffen die Iraner nun auf die Auswahl der USA. Die Vereinigten Staaten gelten als Erzfeinde der Mullahs im Iran. (sid, APA, luza, 27.11.2022)