Kylian Mbappé ist erst 23 Jahre alt und mit Frankreich auf dem Weg zum zweiten WM-Titel. Bei PSG soll er binnen drei Saisonen 630 Millionen Euro verdienen – aber eh brutto.

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Fasching ist, und Fußball-WM ist auch. Da liegt es auf der Hand, dass sich Frankreichs Fans in Schale werfen.

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Er hat den großen Zinedine Zidane erreicht, Thierry Henry gar überflügelt und die Grande Nation ins WM-Achtelfinale geführt. Kylian Mbappé verzaubert Frankreich und die Fußballwelt. Doch nach seiner spektakulären Doppelpack-Show beim 2:1 gegen Dänemark, die Frankreich umso mehr von der Titelverteidigung träumen lässt, schwieg der teuerste Fußballer der Welt – und genoss. Die Lobeshymnen haben jedenfalls andere übernommen.

"Ein Ausnahmespieler" sei dieser Mbappé, schwärmte Nationaltrainer Didier Deschamps. Schließlich schloss der Starangreifer mit seinen nun 31 Länderspieltoren nicht nur zu Zidane auf, er zog dank der Treffer sechs und sieben auch noch an Henry in Frankreichs ewiger WM-Torjägerliste vorbei. Und das mit gerade einmal 23 Jahren. Mbappé, erklärte Deschamps, könne "immer den Unterschied ausmachen".

Spätestens seit der Gala gegen Dänemark, die den Weltmeister am Samstag als erstes Team in die K-.o.-Runde beförderte, ist der Glaube bei der Équipe Tricolore zurück. Denn der pfeilschnelle Stürmer ist in dieser Form wohl von keiner gegnerischen Abwehr zu halten.

Der Fluch, der Bann

Zweimal habe "der Blitz" eingeschlagen, schrieb L’Équipe, auch im Ausland sieht man den Jungstar "auf dem Weg zur Legende" (Marca). Nachdem der jeweilige Titelverteidiger zuletzt dreimal in Serie in der Vorrunde gescheitert war – Italien im Jahr 2010, Spanien 2014 und Deutschland 2018 –, hat Frankreich diesen Fluch beendet. Gegen Tunesien kann sich Mbappé für die heiße Phase warmschießen.

Weitere Rekorde? Wohl nur eine Frage der Zeit. Das wissen auch die Mitspieler, die nach vielen Hiobsbotschaften an eine Wiederholung von 2018 glauben. Schon vor WM-Beginn waren etliche französische Stammkräfte ausgefallen, allen voran Starstürmer Karim Benzema, dann erlitt noch in der ersten Partie gegen Frankreich der linke Verteidiger Lucas Hernández einen Kreuzbandriss im Knie. Doch Frankreich kann all diese Ausfälle anscheinend mühelos kompensieren.

Links hinten macht nun ausgerechnet Lucas’ Bruder Theo Hernández eine ausgezeichnete Figur. Neben Mbappé und dem großartigen Antoine Griezmann setzte er gegen Dänemark die entscheidenden Akzente. Vor dem 1:0 war er unwiderstehlich nach vorn gezogen, Mbappé hatte ihm den Ball in den Lauf gespielt und bekam ihn prompt wieder zurück, um zu netzen.

Das Spiel, der Stempel

Nicht zuletzt diese, aber auch etliche andere Aktionen widersprachen dem da und dort herrschenden Vorurteil, dass Mbappé einer sei, der ausschließlich selbst glänzen wolle. Sein Kollege Jules Kounde sieht es so, dass Mbappé "jedem Spiel seinen Stempel aufdrücken will", sei es mit Toren, mit Assists, mit Sprints oder technischen Einlagen. "Und er ist hier in Katar dabei, um genau das zu tun." Einen solchen Spieler dabei zu haben, scherzte auch Raphaël Varane, "das hilft". Wenn Mbappé seinen unwiderstehlichen Lauf bekommt, dann kocht die Stimmung in den Arenen hoch, nicht nur bei den Franzosen. "Er ist ein Leader", sagte Deschamps, "auch wenn er nicht viel spricht."

Vergnügt dürften auch die Katari die Vorstellungen ihres "Botschafters" verfolgen. Schließlich sind sie es, die ihm bei Paris Saint-Germain einen Multimillionenvertrag finanzieren. Laut der Tageszeitung Le Parisien soll der seit Sommer 2022 laufende neue Kontrakt Mbappé insgesamt gut 630 Millionen Euro brutto über drei Jahre einbringen, aufgegliedert in Gehalt, Unterschriftsprämie und jährliche Treueprämien. Katar kann sich das leisten und leistet sich das gerne.

Und die Franzosen? Die wollen zur ersten Nation seit Brasilien (1958 und 1962) aufsteigen, die zweimal in Folge den WM-Titel holt. Mit einem wie Kylian Mbappé scheint alles möglich. (sid, red, 28.11.2022)