Für die Tiroler Landwirtschaftskammer ist also Hafermilch in der Tourismuswerbung ein Grund für einen Eklat. Weil damit die tägliche Arbeit der Bauernfamilien nicht entsprechend gewürdigt werde. Und im Windschatten stehen sie schon, die Lobbyisten, die es abgedreht haben, dass Hafermilch überhaupt Milch heißen darf. Es könnte ja sonst jemand fälschlicherweise annehmen, es handle sich dabei um ein herrliches Eutersekret – und wäre dann entsetzt.

Hafermilch in der Tourismuswerbung sorgt für einen Eklat.
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Niemand nimmt das an, und kein Hersteller von veganen Ersatzprodukten will, dass irgendjemand auf die Idee kommt, seine Ware hätte etwas mit Tieren zu tun. Wie auch niemand fragt, aus welchen Babys das gleichnamige Öl gepresst wird, warum Leberkäse aus Fleisch ist, ob man Scheuer- oder Körpermilch in den Kaffee schüttet und welches Sägemehl das beste für den Sonntagskuchen ist. Aber verwunderlich ist es nicht, dass gerade die Fleisch- und die Tierindustrie annehmen, andere wollten blenden. Denn genau das tun sie selbst.

Wenn sie in der Werbung Kühe auf saftig grünen Weiden zeigen statt angebunden im Stall, wo sie sich keinen Meter bewegen können. Wenn sie das Schweinderl witzig sprechen lassen, während es über die Wiese rennt, statt es gequält auf dem Vollspaltenboden zu zeigen. Wenn sie von "höchstem Tierwohl" sprechen statt von langen Lebendtiertransporten. Wenn sie Milch als gesundes Lebensmittel verteidigen, aber nicht zeigen, wie sie die Kuh dazu bringen, Milch zu geben. (Guido Gluschitsch, 1.12.2022)