Reingelegt – so wohnt Martin Schauhuber in Doha nicht.

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Seit meinem Artikel über die debakulösen Fanunterkünfte verlangt das geschätzte STANDARD-Forum gelegentlich Details über die Dienstreisenresidenz. Alsdann, quasi ein Kolumnen-Special unserer Transparenzserie: Nein, ich wohne nicht im Container. Sonnenkönig Gianni Infantino hat mir aber leider auch keine Fünfsternesuite zur Verfügung gestellt.

Ich wohne am finanziell unteren Rand der vom Weltverband Fifa zur Wahl gestellten Medienhotels, mein Motto war: Lieber eineinhalb Augen zudrücken und dafür länger vor Ort berichten. Das wunderbare Gokulam Park Doha ist günstiger als ein Fan-Village-Wohnwagen und trotzdem etwas weniger ranzig. Ja, vor der Badewanne ist ein unerklärlicher Riss im Boden, und die letzte warme Dusche ist schon ein paar Wochen her, aber die Rezeptionistinnen sind nett. Nur der tägliche 22-Uhr-Anruf, ob man nicht Abendessen aufs Zimmer möchte, irritiert.

In dem bestens ausgestatteten Fitnessraum war ich einmal, am Pool keinmal. Auch in die zwei Hotelbars im ersten und zwölften Stock bin ich noch nicht gekommen, was nichts macht, denn die Musik kommt zu mir.

Das unbarmherzige Wummern des schlechtestmöglichen Pop nervte in den ersten Tagen – aber nun, wenn man um halb vier vom 22-Uhr-Spiel im elendigen Al-Bayt-Stadion ins Hotel kommt, ist es längst verhallt. Nur einige Angetrunkene in Lobby und Aufzug erinnern an die vergangene Party. (Martin Schauhuber, 2.12.2022)