Wien – Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden des besetzten Hörsaals: Es sei ungefähr das gleiche Gefühl wie bei einem Musikfestival in einem Zelt zu schlafen. Bequem wie zu Hause sei es natürlich nicht, sagt Bruno Sanzenbacher von Erde brennt, es sei aber für einen guten Zweck.

Sanzenbacher schläft seit vier Tagen im Hörsaal C1 des Wiener Uni-Campus. Seit 20 Tagen ist der Raum dauerhaft von Aktivistinnen und Aktivisten besetzt. Wann man den Hörsaal wieder verlässt, hänge von der Gesprächsbereitschaft des Rektorats der Uni Wien ab – oder von einer Räumung der Polizei. Mit einer spontanen Räumung rechnet Sanzenbacher im Gespräch mit dem STANDARD aktuell nicht: "Wir gehen zumindest davon aus, dass uns das Rektorat vorher Bescheid gibt, wenn der Hörsaal geräumt wird."

Seit 20 Tagen ist der Hörsaal C1 im Alten AKH in Wien besetzt.
Foto: Heribert Corn

Forderungskatalog erarbeitet

Zehn Forderungen hat Erde brennt dem Rektorat der Uni Wien gestellt – darunter mehr Mitbestimmung der Studierenden bei der Gestaltung der Lehrpläne, eine klimaneutrale Uni und bessere Arbeitsverhältnisse. Der Forderungskatalog müsse nicht nur von der Uni unterschrieben, sondern auch mit Taten vom Rektorat umgesetzt werden. "Wir machen weiter, bis unsere Forderungen erfüllt sind", erst dann denke man über eine Räumung nach, sagt Sanzenbacher. Von der Regierung fordern die Aktivistinnen die Aufstockung des Uni-Budgets.

Ausweichorte für Lehrveranstaltungen

Das Argument, dass man mit der Besetzung die Lehre blockiere, gehe ins Leere, meint Sanzenbacher. Die betroffenen Lehrveranstaltungen fänden praktisch alle an Ausweichorten statt. Demgegenüber brauche man den C1 dringend: Auf dem Campus der Uni Wien gebe es zwar einen Supermarkt und vier Restaurants, aber etwa keine Mensa.

Auch nach einer möglichen Räumung wollen sie ihren Protest fortsetzen. Das bekräftigten die Aktivistinnen und Aktivisten bei einer Pressekonferenz am Montag.

Demonstration am Dienstag

Am Dienstag beginnen auch die alljährlichen Kollektivvertragsverhandlungen für Universitätsbedienstete. Die Gehaltsverhandlungen stehen unter dem Stern der Budgetknappheit: Laut der Universitätenkonferenz fehlen den Unis nächstes Jahr 1,2 Milliarden Euro. Dienstagfrüh will deshalb das Netzwerk Unterbau Wissenschaft in Wien protestieren. Die Demonstrierenden ziehen dabei von der Löwelstraße bis zur Hauptuni am Ring. Sie fordern mehr Budget für die Unis und eine Ausweitung der unbefristeten Anstellungsverhältnisse an den Universitäten. (Max Stepan, APA, 5.12.2022)