Murat Yakin und die Nati werden nach dem 1:6 gegen Portugal kritisiert.

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Lusail – Gepokert, verzockt, verloren – nach dem Achtelfinal-Aus mit der höchsten Niederlage der Schweizer WM-Geschichte sieht sich Murat Yakin mit massiver Kritik konfrontiert. Der Nationaltrainer der Eidgenossen habe "im wichtigsten Spiel seiner Karriere hoch gepokert – und verloren", urteilte der Blick. Am Anfang des "Debakels" gegen Portugal (1:6), schrieb der Tagesanzeiger, stehe "die Aufstellung des Trainers".

Die Zukunft des 48-Jährigen? Ungewiss. Auf die Frage nach einer Fortsetzung seiner Arbeit antwortete Yakin, dessen Vertrag bis 2024 läuft, ausweichend. "Mir fehlen die klaren Worte. So etwas muss man als Mannschaft durchstehen und dann die richtigen Schlüsse ziehen", meinte er.

Ob Yakins Job gefährdet ist? "Nein, überhaupt nicht", betonte jedenfalls Nati-Direktor Pierluigi Tami nach dem Debakel im Lusail-Stadion. Man sei "enttäuscht, aber wir haben ein gutes Turnier gespielt."

System-Umstellung

Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Rechtsverteidiger Silvan Widmer hatte Yakin von der gewohnten Vierer- auf Dreierkette umgestellt – der Gegenwind war stark. Die Mannschaft kenne das System, verteidigte sich der Coach der Nati: "Wir waren ungeduldig, suchten zu schnell die Offensive. Wir hatten einen klaren Plan, der ging aber nicht auf."

Yakin habe sich "verzockt", das System sei "kollabiert", analysierte allerdings auch die Neue Zürcher Zeitung, nachdem die Schweiz erneut das erste WM-Viertelfinale seit 1954 verpasst hatte. Yakin, aber auch Kapitän Granit Xhaka müssten sich hinterfragen, hieß es. Schon bei der Kaderbekanntgabe war Kritik aufgekommen, da der Nationalcoach nur zwei gelernte Außenverteidiger nominiert hatte.

"Das war nicht unser wahres Gesicht", sagte Xherdan Shaqiri, der sich mit Blick auf die Systemumstellung auf die Zunge zu beißen schien. Er sei Profi, "wenn der Trainer sagt, dass wir die Formation wechseln, dann versuche ich, die beste Leistung abzurufen". Djibril Sow meinte, der Nachteil sei gewesen, "dass du dich nicht so sicher fühlst".

Der Schock saß auch bei Torhüter Yann Sommer tief, der 33-Jährige traf noch keine Entscheidung mit Blick auf seine Zukunft im Nationaltrikot. "Jetzt werde ich ein paar Tage brauchen, um alles zu verarbeiten", sagte er: "Dann schauen wir weiter." (sid, red, 7.12.2022)