Ein allgemeiner Ethikunterricht für alle – und nicht nur für jene ohne religiöses Bekenntnis – sollte die klassische Religionsstunde ersetzen.

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Eine Trennung von Kindern nach Religionsgemeinschaft: Hierzulande ist das undenkbar, würde man meinen. An manchen Schulen in Wien ist es aber zur Realität geworden. So wurden in einer Mittelschule in der Seestadt alle Kinder einer bestimmten Glaubensrichtung in eine Klasse gepfercht, weil ihre Religionslehrenden in verschiedenen Schulen tätig sind und es so besser mit dem Stundenplan vereinbar sei.

Anstatt also diverse Klassenaufteilungen zu ermöglichen, werden Kinder, die noch nicht einmal verstehen, warum, lieber nach Religionsbekenntnis getrennt. Ihnen wird die Integration noch weiter erschwert, denn das Vorgehen hat unweigerlich etwa bei muslimischen Kindern die Folge, dass ein großer Teil jener mit Migrationshintergrund eine Klasse besucht.

Nicht zeitgemäß

Dabei wäre das Problem so einfach zu lösen. Religion in der Schule ist nicht mehr zeitgemäß. Sie ist Privatsache – und privat sollte sie auch praktiziert werden. Wer sein Kind christlich, islamisch, jüdisch oder anderweitig erziehen möchte, kann das im Sinne der Religionsfreiheit tun. Aber nicht in staatlichen Bildungseinrichtungen.

Das heißt nicht, dass Religionslehrende nicht mehr gefragt sind. Vielmehr wäre ein allgemeiner Ethikunterricht für alle, wie er bereits für Kinder ohne religiöses Bekenntnis angeboten wird, angebracht. Er sollte die klassische Religionsstunde gänzlich ersetzen. Der Unterricht könnte dann immer noch Religion theologisch thematisieren – fern von Dogmen und mit einem wissenschaftlichen Zugang.

Echte Säkularisierung gefragt

Gerade die Regierung hat in der Vergangenheit immer wieder vor dem politischen Islam gewarnt. Da ist es bezeichnend, dass sie es bisher nicht geschafft hat, vor der eigenen Türe zu kehren – und eine echte Säkularisierung voranzutreiben. (Muzayen Al-Youssef, 8.12.2022)