Nicht alles unter Kontrolle auf den Champs Elysées in Paris.

Foto: REUTERS/Benoit Tessier

Probleme auch in Brüssel.

Foto: IMAGO/BELGA/NICOLAS MAETERLINCK

Paris/Brüssel – Die Siege Frankreichs gegen England und Marokkos gegen Portugal im Viertelfinale der Fußball-WM in Katar haben am Samstagabend in Paris und Brüssel Krawalle ausgelöst. In Paris trafen marokkanische und französische Fans auf den Champs Elysées auf die Polizei, die bei den Auseinandersetzungen auch Tränengas einsetzte. Zunächst waren marokkanische Anhänger nach dem Sieg ihres Teams auf die Pariser Prachtstraße geströmt, nach Frankreichs Sieg kamen Fans der Blauen dazu.

Fernsehbilder zeigten, dass Fußballfans Auslagenscheiben einschlugen und sich Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Auf der Avenue de Friedland nahe den Champs Elysées loderten auch einige Feuer. Insgesamt kamen 108 Menschen in Gewahrsam. 19 Sicherheitskräfte wurden leicht verletzt. Der Polizei zufolge hatten sich etwa 20.000 Fans der marokkanischen Mannschaft zunächst friedlich auf der Pariser Prachtstraße versammelt. Ab 23.00 Uhr hätten dann vereinzelt Menschen die Ordnungskräfte beworfen und drei Motorroller angezündet.

Pyrotechnik und fliegende Gegenstände

Wie schon bei den vorangegangenen Siegen des marokkanischen Teams kam es auch diesmal in Brüssel wieder zu Ausschreitungen. Nach dem Semifinal-Einzug Marokkos nahm die Polizei in Brüssel 60 Menschen fest. Wie die belgische Nachrichtenagentur Belga in der Nacht auf Sonntag unter Berufung auf eine Polizeisprecherin berichtete, hätten Feiernde nach dem 1:0 über Portugal massiv Pyrotechnik eingesetzt. Kleine Gruppen hätten die Polizisten mit Gegenständen beworfen. Zunächst hätten die Feierlichkeiten friedlich begonnen, dann sei die Stimmung jedoch teils gekippt, berichtete Belga.

In Mailand wurde bei Straßenfeiern nach Marokkos Sieg ein Fan von einem Unbekannten mit einem Messer oder einem anderen spitzen Gegenstand am Hals attackiert und niedergestochen. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. In der Nacht verschlimmerte sich dort nach Angaben der Zeitung "La Repubblica" sein Zustand, er musste operiert werden. Das Opfer des Angriffs geriet laut einer ersten Rekonstruktion zufällig mit einem anderen Mann aneinander, als er eigentlich einen Streit schlichten wollte. Der Unbekannte griff dann auf dem Corso Buenos Aires – einer beliebten Einkaufsstraße in der norditalienischen Metropole – unvermittelt an. Danach konnte der Täter fliehen.

In Italien leben rund eine halbe Million Marokkaner, nach den Erfolgen der Löwen vom Atlas gingen in etlichen Städten Tausende Fans auf die Straßen. Dabei kam es bereits zu Zwischenfällen, etwa als in der vorigen Woche mehrere italienische Rechtsextreme in Verona die feiernden Anhänger attackierten. (APA/Reuters, 11.12.2022)