Das Burgtheater bekommt eine neue Leitung: Stefan Bachmann.

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Wien – Stefan Bachmann, derzeit Intendant des Schauspiels Köln, wird neuer Burgtheater-Intendant. Der 1966 in Zürich geborene Schweizer Regisseur hat dank zahlreicher Inszenierungen am Haus – vor allem in den Nullerjahren – einschlägige Burgtheater-Erfahrung. Zuletzt inszenierte er hier 2018 die Uraufführung von Ferdinand Schmalz' "jedermann (stirbt)".

Als Regisseur hat Bachmann seit 2005 ("Der Verschwender") regelmäßig in Wien inszeniert – was ihm auch zwei Nestroy-Preise eintrug: 2008 für die beste Regie (Wajdi Mouawads "Verbrennungen" im Akademietheater), 2012 für die beste deutschsprachige Aufführung (Elfriede Jelineks "Winterreise" im Akademietheater).

Erfahrung mit Sanierungen

Auch über langjährige Leitungserfahrung verfügt er: 1998–2003 war er Schauspieldirektor in Basel, seit 2013 leitete er das Schauspiel Köln. Seine Amtszeit war von dem Umbau und der Sanierung des desolaten Schauspielhauses geprägt, dessen Wiedereröffnung sich jahrelang verzögerte. Sein derzeitiger Vertrag in Köln läuft eigentlich bis 2026.

Auch Bachmann wurden vor vier Jahren Vorwürfe wegen seines Führungsstils gemacht. Er ist mit der Theaterschauspielerin Melanie Kretschmann verheiratet, mit der er auch zusammenarbeitet.

Sollten die Meldungen stimmen, wird er den Kölner Vertrag nicht mehr erfüllen und die Wiedereröffnung des sanierten Schauspielhauses zwar noch planen, aber nicht mehr als Intendant erleben können. Die offizielle Bekanntgabe der neuen Burgtheaterdirektion wird Mittwochvormittag erfolgen.

Vertrag sollte bis 2026 laufen

2019 wurde der Salzburger Theaterchef Carl Philip von Maldeghem als Bachmanns Nachfolger ab 2021 designiert. Nach lauter Kritik aus der Kulturszene lehnte Maldeghem jedoch nach nur einer Woche ab, worauf Bachmann eine erneute Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis Mitte 2023 angeboten wurde, die er annahm. Zuletzt wurde sein Vertrag bis 2026 verlängert.

Er habe in den unsicheren Zeiten von Umbau und Corona "große künstlerische Flexibilität bewiesen und Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen und Herausforderungen der Zeit gefunden", freuten sich die deutschen Grünen damals.

Stefan Bachmann wird laut ORF neuer Burgtheater-Direktor.
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Große Herausforderungen

Größere Baustellen wird Kušej seinem Nachfolger Bachmann nicht hinterlassen, dafür umso mehr Herausforderungen. So geriet das Theater im Allgemeinen und das Burgtheater im Besonderen zuletzt wegen eines massiven Besucherschwunds unter Druck. Der Anlassfall war natürlich Corona, die Ursachen gehen aber weit tiefer.

Nach den deutschen hat auch die österreichischen Theater eine veritable Legimitationskrise erfasst, ihre Position als künstlerische Leitmedien gehört schon länger der Vergangenheit an. Dem konnte auch Kušej kaum etwas entgegensetzen. Er trat zwar an, der Diversität der Stadt mit einem ambitionierten Programm gerecht zu werden, größere Erfolge aber blieben aus.

Dass Kušejs Vertrag nicht verlängert wird, widerspricht allen Usancen und kommt einer Kränkung des Amtsinhabers gleich. Allerdings hatte Staatssekretärin Andrea Mayer aus ihrer Skepsis Kušej gegenüber nie ein Hehl gemacht. (Margarete Affenzeller, Stephan Hilpold, APA, 21.12.2022)