Die "Themenpark-Hauptstadt" der USA, Orlando, scheint bei vielen Besucherinnen und Besuchern eher negative Gefühle auszulösen.

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Vieles schaut im Hochglanzprospekt oder auf Instagram oder auf Tiktok viel viel besser aus als in Wirklichkeit. Eine Erfahrung, die so manche Reisende, so mancher Reisender schon gemacht habt. Wie man mit der Enttäuschung umgeht, das ist individuell höchst verschieden. Im Fall des Paris-Syndroms kann das Ganze schon extreme Auswirkungen annehmen: Verhaltensstörungen. Umherirren, Aggressionen, Selbstmordversuche, Verfolgungs- oder Größenwahn, Angst. Eine verfremdete Wahrnehmung, Beeinträchtigung oder sogar Verlust des Persönlichkeitsbewusstseins.

Es wurde das erste Mal vom japanischen Psychiater Ota Hiroaki 2004 beschrieben. Er lebt seit 1987 in der französischen Hauptstadt und hat diese spezielle Störung – eine Art massiver Enttäuschung – bei seinen japanischen Landsleuten festgestellt: Das Paris- Syndrom beschreibt einen Japaner, typischerweise der Mittelklasse, der sein ganzes Leben auf diese Reise ins alte Europa spart. Um sich zum Sparen zu motivieren, idealisiert er die Reise. Wenn er dann tatsächlich seinen Sehnsuchtsort kennenlernt, kann es sein, dass er von der Realität enttäuscht wird.

Orlando schlägt sie alle

Dieses Paris-Syndrom ist Namensgeber eines gleichnamigen Reports des Gepäckaufbewahrungsunternehmens Radical Storage: Er soll jene Reiseziele vor den Vorhang holen, die Besucherinnen und Besucher als besonders enttäuschend wahrgenommen wurden. "In unserem Bericht aus dem Jahr 2021 stellten wir fest, dass es sich dabei um die französische Hauptstadt selbst handelte, doch das hat sich inzwischen geändert", schreibt das Unternehmen. 2022 hat man die Studie ausgeweitet und über 826.000 TripAdvisor-Bewertungen der 100 meistbesuchten Städte der Welt analysiert, um herauszufinden, welche Stadt am meisten hinter den Erwartungen der Touristen zurückgeblieben ist.

Die wichtigsten Ergebnisse: Besucherinnen und Besucher von Orlando (USA) leiden am ehesten unter dem Paris-Syndrom. Hier sei der Anteil der Reisenden, die sich darüber beschweren, dass die Stadt nicht ihren Erwartungen entspricht, in Orlando am höchsten ist.

Budapest hingegen erwies sich als die Stadt, von der die Reisenden am angenehmsten überrascht waren, also das komplette Gegenteil einer das Paris-Syndrom auslösenden Umgebung.

Obwohl Paris im Jahr 2022 nicht die Stadt war, in der die Touristen am meisten enttäuscht wurden, wiesen die Bewertungen der Attraktionen der Stadt den zweithöchsten Prozentsatz an Nennungen von "überbewertet" und "Betrug" weltweit auf. Budapest wird als die "schönste" Stadt angesehen, während Rom den Bewertungen zufolge die meisten "Must see- Sehenswürdigkeiten" zu bieten hat.

Orlando hatte auch den höchsten Prozentsatz an Bewertungen aus denen hervorging, dass sich Touristen "abgezockt" fühlten, sowie die meisten Kommentare über "unhöfliche" Menschen. An zweiter Stelle nach Amerikas "Themenpark-Hauptstadt" steht Jakarta, die derzeitige Hauptstadt Indonesiens (bis 2024), gefolgt von einem der Party-Hotspots Thailands, Pattaya. Unter den zehn besten Reisezielen befinden sich einige, die normalerweise für ihre ästhetische Schönheit bekannt sind, wie Da Nang und Ha Long in Vietnam und Guilin in China. (red, 10.1.2023)

Hier ist die vollständige Top Ten der am meisten überschätzten Reiseziele der Welt, laut Studie:

  1. Orlando, USA
  2. Jakarta, Indonesien
  3. Pattaya, Thailand
  4. Denpasar, Indonesien
  5. Guilin, China
  6. Johannesburg, Südafrika
  7. Da Nang, Vietnam
  8. Ha Long, Vietnam
  9. Shenzhen, China
  10. Peking, China