Gesundheitsminister Johannes Rauch und Bundeskanzler Karl Nehammer verkünden sinngemäß, dass die Corona-Pandemie vorbei ist. Katharina Reich, Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, sagt zeitgleich, die Pandemie sei nicht vorbei.

Der Durchimpfungsgrad in der Bevölkerung gibt keinen Anlass zur Beruhigung.
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Dieser Widerspruch ist leicht erklärt: Die Politiker möchten, dass die Pandemie vorbei ist. Sie möchten die verbliebenen Beschränkungen so schnell wie möglich aufheben, um den Missmut vieler Bürger zu besänftigen. Die derzeit boomende FPÖ bezieht einen beträchtlichen Teil ihrer Erfolge aus dem Zulauf von Corona-Leugnern, Corona-Skeptikern und Corona-Überdrüssigen. Sachlich spricht für die Sicht der Politik, dass ein relativ hoher Immunisierungsgrad erreicht ist.

Die Gesundheitspolitikerin Reich andererseits weiß, dass immer mit bösen Überraschungen zu rechnen ist und der Durchimpfungsgrad keineswegs zur Beruhigung Anlass gibt. Und sie denkt – wie etliche andere Experten – an die "Vulnerablen", also jene mit Risikofaktoren, bei denen etwa Maskentragen schon einen gewissen Sinn macht.

Durchsetzen wird sich die Politik, weil sie glaubt, dass die Stimmung in der Bevölkerung danach ist und nach bald drei Jahren jetzt einmal Schluss sein muss. Vor allem aber, weil die Politik nicht mehr an sich selbst glaubt. Sie hält sich einfach nicht mehr für fähig, einschränkende Maßnahmen und/oder nennenswerte Auffrischungsimpfungen umzusetzen. (Hans Rauscher, 16.1.2023)