Hier hat sich eine Amsel aufgehalten. (Belichtungszeit 1/250 Sek., Blende f8, Lichtempfindlichkeit ISO 160, Brennweite 60 mm Makro)

Foto: Michael Simoner

Im Garten geht es wieder rund. Nach den jüngsten Schneefällen sind die Vögel zu den Futterspendern zurückgekehrt, Sonnenblumenkerne, Nüsse, Rosinen und Fettblöcke gehen weg wie die warmen Semmeln. Unser neueste Challenge heißt "Rat mal, wer zum Essen kommt". Den Titel haben wir uns von Stanley Kramers gleichnamigen Filmklassiker ausgeborgt. Bei uns geht es allerdings darum, ob wir anhand der Spuren im Schnee herausfinden können, welche Vögel (und andere Tiere) sich rund um die Futterstellen herumtreiben. Und ich muss gestehen: Als Fährtensucher werde ich wohl keine große Karriere mehr machen.

Der Amsel-Footprint

Spuren von Singvögeln, in der Jagdsprache Geläuf genannt, sind einander ziemlich ähnlich: Einzelabdrücke zeigen die erste Zehe, die nach hinten zeigt (Hallux), und drei nach vorne gerichtete Zehen, das Muster erinnert ein wenig an den griechischen Buchstaben Psi (ψ). Der Amsel-Footprint ist wegen seiner Größe am leichtesten zu identifizieren. Ähnlich große Drosseln besuchen uns derzeit sehr selten. Alle anderen Singvogel-Stammgäste am kalten Buffett hinterlassen kleinere bis winzige Abdrücke im Schnee. Wenn zum Beispiel Spatzen und Buchfinken gleichzeitig einfallen, ist das Spurengewurl nicht mehr zu entwirren.

Katzen und Marder

In unserem Garten tummeln sich des Nächtens auch andere Tiere, wie Spuren im Schnee beweisen. Katzen und Marder etwa. Erstere haben nur vier Zehen, Zweitere fünf Zehen. Bei Mardern sollten bei frischen Spuren zudem auch Abdrücke der Krallen zu erkennen sein. Ist die Spur aber bereits angetaut oder ist frischer Schnee draufgefallen, kann die Unterscheidung schwierig werden.

Der Hasensprung

Überrascht hat uns die Spur eines Feldhasen. Der (oder ein anderer) war zwar schon im Sommer zum Kleemümmeln da, dass er auch ein Wintergast ist, war uns bisher aber nicht bewusst. Losung haben wir keine entdeckt. Seine typische Spur heißt Hasensprung: Auf zwei Pfotenabdrücke hintereinander folgen zwei Pfotenabdrücke nebeneinander. Dieses Muster ergibt sich dadurch, dass Hasen die viel längeren Hinterläufe paarweise vor die kürzeren Vorderläufe setzen.

Doch kein Wolf

Etliche Trittsiegel sind uns noch ein Rätsel, wir üben noch. Wichtig ist auch, den Spurenverlauf zu beachten. Einmal waren wir uns sicher, eine unbekannte Spur auf einem Online-Vergleichsportal entschlüsselt zu haben – aber ein Wolf in unserem Garten im Mostviertel wäre dann doch eine ziemliche Sensation gewesen. Vielleicht stellen wir aber doch mal die Wildkamera auf, die schon lange in der Schublade auf ihren Einsatz wartet. (Michael Simoner, 1.2.2023)

Typische Spur eines Feldhasen. Er hoppelte nach rechts, die längeren Hinterläufe werden paarweise vor die kürzeren, hintereinander platzierten Vorderläufe gesetzt. (1/400 Sek., f10, ISO 160, 60 mm Makro)
Foto: Michael Simoner
Das Geläuf von Buchfinken. (1/400 Sek., f10, ISO 160, 60 mm Makro)
Foto: Michael Simoner
Katze oder Marder? (1/400 Sek., f11, ISO 160, 60 mm Makro)
Foto: Michael Simoner
Keine Ahnung, was das war. (1/400 Sek., f10, ISO 160, 60 mm Makro)
Foto: Michael Simoner
Das ist einfach, Tiere tragen in der Regel keine Winterschuhe. (1/250 Sek., f8, ISO 160, 60 mm Makro)
Foto: Michael Simoner