Elon Musk nannte in der Vergangenheit die ungeklärte Finanzierung von Starlink als Grund für Ausfälle in der Ukraine.

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Space X will die ukrainischen Streitkräfte offenbar daran hindern, den Starlink-Satelliteninternetdienst zur Steuerung von Drohnen zu nutzen, wie einer Aussage der Geschäftsführerin und Präsidentin von Space X am Mittwoch zu entnehmen war.

Der Starlink-Satelliteninternetdienst von Space X ist ein enormer Vorteil für die Ukraine, schließlich wird damit das Militär bei der Verteidigung gegen den russischen Angriff mit Breitbandkommunikation versorgt. Aber: Dieser war "nie dazu gedacht, als Waffe eingesetzt zu werden", sagte CEO Gwynne Shotwell während einer Konferenz in Washington, D.C. "Die Ukrainer haben ihn jedoch auf eine Art und Weise genutzt, die unbeabsichtigt und nicht Teil einer Vereinbarung war."

In einem späteren Gespräch mit Reportern bezog sich Shotwell auf Berichte, wonach das ukrainische Militär den Starlink-Dienst zur Steuerung von Drohnen genutzt habe. Die Ukraine hat unbemannte Fluggeräte effektiv eingesetzt, um feindliche Stellungen ausfindig zu machen, Artilleriebeschuss auf große Entfernungen zu richten und Bomben abzuwerfen.

Starlink nur für zivile Zwecke

"Es gibt Dinge, die wir tun können, um diese Möglichkeiten einzuschränken", sagte Shotwell, ohne weiter auszuführen, wie genau die Nutzung von Starlink für die ukrainischen Verteidiger eingeschränkt würde. Der Einsatz von Starlink sei für humanitäre Zwecke gedacht, etwa um Krankenhäuser, Banken und Flüchtlingsfamilien mit Breitband-Internet zu versorgen.

Man wisse zwar, dass auch das ukrainische Militär Starlink nutze, aber es sei nie die Absicht gewesen den Satellitendienst für Offensivoperationen einzusetzen. Space X ließ zu Beginn der russischen Invasion Lkw-Ladungen voller Starlink-Terminals in die Ukraine liefern. Kaum wird der Empfänger eingesteckt, verbindet er sich mit den rund 4.000 Starlink-Satelliten in der Erdumlaufbahn und sorgt für unterbrechungsfreie Internetkommunikation.

Die Vereinigten Staaten und Frankreich haben zusätzlich zu den von Space X finanzierten Starlink-Terminals weitere Lieferungen bezahlt. Russland hat immer wieder versucht, die Starlink-Signale in den umkämpften Regionen zu stören. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Elon Musk sei diese Störversuche aber nicht gelungen.

Der plötzliche Sinneswandel bei Space X kam jedenfalls überraschend. Ob es nicht absehbar gewesen sei, dass die Terminals offensiv eingesetzt würden, sobald sie in das Konfliktgebiet geschickt werden? "Wir haben nicht darüber nachgedacht. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Unser Starlink-Team vielleicht schon, ich weiß es nicht. Aber wir haben ziemlich schnell gelernt."

Widersprüchliche Aussagen

Starlink hatte Ende letzten Jahres Ausfälle in der Ukraine zu verzeichnen. Auf die Frage, ob diese absichtlich geschehen seien, um die Offensivoperationen der Ukraine einzuschränken, sagte Shotwell: "Ich möchte darauf nicht antworten, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antwort kenne." Das steht im Widerspruch zu den Aussagen von Elon Musk. Als Ende Oktober in der Ukraine rund 1.300 Starlink-Empfangsgeräte abgeschaltet wurden, erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass die Ukraine für Starlink zahlen müsse.

Laut Musk sind in der Ukraine etwa 25.000 Basisterminals im Einsatz, die monatlich 20 Millionen Dollar kosten würden – eine Zahl, bei der der Milliardär auch Faktoren wie die Wartungs- und Entwicklungskosten der Satelliten und die Abwehr von Cyberangriffen einberechnet; Kosten also, die auch bestünden, wenn die Ukraine nicht unter den Abnehmern wäre.

Am Donnerstag kam Kritik an der Darstellung von Space X von offizieller ukrainischer Seite. Mykhailo Podolyak aus dem Beraterstab von Präsident Wolodymyr Selenskyj, schrieb auf Twitter Shotwell und Space X sollten sich entscheiden, auf welcher Seite sie in dem Konflikt stehen.

In einem anderen Geschäftsbereich ist man bei Space X offensiven Operationen gegenüber weniger abgeneigt, denn es wird bereits an einer militärischen Variante von Starlink namens Starshield gearbeitet. Diese soll bessere Verschlüsselungtechnologie bieten und auch ohne direkte Verbindung zum Boden funktionieren können.

Bereits zuvor wurde immer wieder von Ausfällen bei Starlink-Terminals berichtet, die Musk stets mit fehlender Finanzierung begründete – nur um dann Starlink doch wieder einzuschalten. Davor hatte Musk seinen eigenen Friedensplan für die Ukraine ausgearbeitet und die Twitter-User darüber abstimmen lassen, was für internationale Irritationen sorgte. (pez, 9.2.2023)