Bundeskanzler Karl Nehammer will in der Corona-Frage die "Hand zur Versöhnung ausstrecken". Nämlich jenen Bürgern, die aus Frust über Corona-Maßnahmen die FPÖ und nicht die ÖVP gewählt haben.

Zugegeben, das ist eine leicht zynische Interpretation der Motive des Kanzlers. Die wird aber stark unterstützt durch die Wortwahl von Nehammer selbst. Er sagte nämlich auch: "Wir waren expertenhörig, nun sollen Experten erklären, warum sie zu dieser Entscheidung gekommen sind."

Will die Pandemie aufarbeiten: Kanzler Nehammer.
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Wie muss man sich "hörig" vorstellen? Dass Kanzler und Gesundheitsminister in den süßen Banden der Virologen und Virologinnen lagen? Die belegbare Wahrheit ist, dass die Politik in den fast drei Corona-Jahren immer wieder den Rat der Fachleute gehört und dann ganz anders – populistisch – entschieden hat.

Beispiel gefällig? Mitte Februar 2022 verkündete die Regierung umfassende Lockerungen vor allem bei der Maskenpflicht. Nehammer meinte, man hole sich "Stück für Stück die Freiheit zurück". Aber das Expertengremium Gecko sagte zwei Tage später, die Maskenpflicht sei – räusper, räusper – "weiterhin zu fordern". Nahezu gleichzeitig hatte der Rote-Kreuz-Chef Gerry Foitik aus Protest Gecko verlassen, weil die Regierung die Fachleute ignoriere. In einer Studie der Uni Wien zeigten sich 24 Experten äußerst kritisch über die "Verwässrung" ihres Rats durch die Politik.

Die Experten waren's. Der Kanzler putzt sich ab. (Hans Rauscher, 17.2.2023)