Im Gastblog stellt Peter Reischer das Dominikanerkloster in Slowenien vor, das zu einem Kongress- und Kulturzentrum umgestaltet wurde.

Wer schon nach Kroatien gefahren ist, kam höchstwahrscheinlich an Ptuj in Slowenien vorbei. Es lohnt sich, hier von der Autobahn abzufahren und in der "Stadt der 1.000 Sehenswürdigkeiten", wie sie sich selbst tituliert, einen Halt einzulegen. Nicht nur wegen des Dominikanerklosters, das die ENOTA-Architects sozusagen "reloaded" haben.

Dieses Dominikanerkloster kann sich einer mehr als 800 Jahren alten Geschichte rühmen, eine Historie, die sich in verschiedenen Ebenen der Wahrnehmbarkeit in seinen Mauern abbildet. Die Mönche kamen im frühen 13. Jahrhundert nach Ptuj, wo man ihnen ein Grundstück innerhalb der Stadtmauern an der äußersten Westecke zur Verfügung stellte. Neben den schon existierenden romanischen Bauwerken der Stadt Ptuj begannen sie mit der Errichtung des Klosters und der Kirche. Während der Transformation von den romanischen Anfängen der Grundstruktur zur momentanen barocken Form durchlief der Kirchenbau auch mehrere Phasen des Gotisierens. Den Rest des Klosters ereilte ein ähnliches Schicksal – trotzdem ist in ihm noch mehr von der mittelalterlichen, gotischen Substanz zu sehen.

Vielfältige Nutzung

Nach der Auflösung des Klosters im späten 18. Jahrhundert erlebte das Bauwerk eine Vielzahl von Nutzungen: als Baracke, als Spital, als Museum und als Sozialwohnung. Der Gebäudekomplex erlebte seine Höhen und Tiefen, jede Epoche hinterließ ihre Spuren in der Ausdehnung und auch in baulichen Veränderungen. Das Kirchenschiff litt darunter am meisten – es verlor seine gesamte Apsis (fast die Hälfte des Gebäudeteils) in der Zeit des Barocks. Das jetzige barocke Kirchenschiff wurde zwischen den stehengebliebenen Längsmauern eingequetscht, deshalb zeigt es sich auch heute in ungewöhnlichen, in die Länge gezogenen Proportionen. Die Kirche teilte man entlang ihrer vertikalen Achse in drei Ebenen – das führte zu neuen, zusätzlichen Fensteröffnungen, die man einfach aus den Wänden ausbrach. Im übrigen Teil des Klosters waren die Zerstörungen nicht derart massiv, meistens bestanden sie aus Zwischendecken und der Teilung von großen Räumen in mehrere kleinere.

Die Hauptveranstaltungshalle befindet sich im ehemaligen Kirchenschiff.
Foto: Miran Kambič

Aufgrund der inspirierenden und aufregenden Vergangenheit, gefolgt von der Auflösung der Bruderschaft, bedeutete die Renovierung des Dominikanerklosters durch ENOTA-Architects eine große Verantwortung der Geschichte gegenüber. Der Schlüssel in der erfolgreichen Abwicklung des Prozesses lag darin, das Gebäude in seiner wesentlichen Funktion zu erhalten und gleichzeitig nach neuen Programmen und Inhalten, die ihren Wert in geschichtlicher und künstlerischer Hinsicht haben könnten, zu suchen. Wichtig war, das Kloster für seine zukünftige Nutzung so zu adaptieren, dass keine weiteren zerstörerischen Veränderungen der erhaltenen Bausubstanz notwendig sein würden.

Zusätzliche Räumlichkeiten sind rund um den Kreuzgang aufgefädelt.
Foto: Miran Kambič

Der Umgestaltungs- und Restaurierungsprozess dieser Architektur wurde 2013, also vor zehn Jahren, bereits fertiggestellt und ist auch heute noch ein Musterbeispiel sensibler Architekturgestaltung. Ein Kongress- und Kulturzentrum kam wohl der Funktion und Aufgabe, die ein Kloster in der Geschichte hatte, am nächsten: In der Vergangenheit bildeten Klöster immer kulturelle, wissenschaftliche und geistige Zentren, und im Mittelalter waren Kirchen immer schon der Ort für öffentliche Veranstaltungen. Aufgrund der ähnlichen Funktionsprogramme erfüllt der Klosterkomplex die neuen Ansprüche fast fehlerlos: Die Hauptveranstaltungshalle befindet sich im ehemaligen Kirchenschiff, zusätzliche Räumlichkeiten sind rund um den Kreuzgang aufgefädelt.

Eine kleinere Halle befindet sich im ehemaligen Refektorium und eine weitere in den Arbeitsräumen der Mönche. Der Kreuzgang dient als Eingangshalle und als Hauptverbindungsweg aller Funktionen im Bauwerk. Die Verwebung verschiedener Gebäudeteile und unterschiedlicher Stile bildet fragile und sensitive Environments, die an und für sich schon ein exzellentes Raumgefüge bilden. Kleinere Unzulänglichkeiten und Mängel für den Komfort der Benutzer werden durch die künstlerischen und historischen Erlebnisse ausgeglichen.

Archäologische Funde am Boden.
Foto: Miran Kambič

Respekt vor dem Gebäude und dem historischen Erbe

Der Herausforderungen durch die Wünsche der Konservatoren einerseits und den funktionalen Bedürfnissen der neuen Nutzung andererseits begegneten die Architekten mit klugen, architektonischen Ideen, die sich aus Respekt vor dem Gebäude und dem historischen Erbe ableiteten. Zum Beispiel wurde die Beleuchtung für den Kreuzgang und verschiedene andere Räume – da die Wände nicht aufgestemmt werden durften – in Gewölberippen nachahmende, freitragende schwarze Stahlstreben gepackt und so eine friktionsfreie Lösung hergestellt. Wo es möglich war, arbeitete man mit Streiflicht, das am Rande der Räume am Boden aus Schattenfugen erstrahlt.

Eine weitere Herausforderung bei der Renovierung des Klosters bestand in den unterschiedlichen Zeitspannen, die für die Generalsanierung der verschiedenen Teile nötig waren. Während die Architektur des Zentrums bereits in der ersten Phase funktionieren und alle Bereiche der zukünftigen Nutzung abdecken musste, erforderte die Konservierung und Restaurierung einen wesentlich größeren Zeitrahmen. Durch die extensiv bemalten Oberflächen mit erstaunlichen Fresken, die nur teilweise freigelegt und restauriert wurden, waren bauliche Interventionen auf die Bereiche beschränkt, in denen man keinerlei neue, archäologische Funde zu erwarten hatte: Das war der Fußboden. Er enthält daher das gesamte Spektrum der technischen Funktionen, die für das neue Kongress- und Kulturzentrum gebraucht werden: Installationen der Haustechnik wie Lüftung, Heizung, Beleuchtung und Akustik. Die Wandflächen blieben unangetastet für die ausstehende Restaurierung der Malereien, die noch einige Zeit – während das Gebäude schon in Betrieb ist – in Anspruch nehmen wird.

Weitere Räumlichkeiten.
Foto: Miran Kambič

Es mussten die fertigen Bereiche und Räume mit den noch fertigzustellenden verbunden werden, und das – als ob das nicht schon genug wäre – noch dazu aus unterschiedlichen historischen Zeitspannen. Dieses Netz, das die Zeiten und Räume verwebt, ist überall spürbar. Alles wird durch einen schwarzen Betonboden zu einer neuen Einheit verbunden. Er ist hinreichend neutral, sodass er nicht in Konkurrenz mit der wiederbelebten Schönheit der restaurierten Gebäudeteile gerät, und auch gleichzeitig kontrastierend genug, um das Chaos und die Vielfalt der Bereiche, die noch auf ihre Vollendung warten, zu mildern.

Dieses räumliche Konzept formuliert auch im Hauptbereich – im Kirchenschiff – ein Kennzeichen des Designs. Nachdem die Konstruktionen der eingefügten Zwischenbereiche abgetragen worden waren, ergaben die nachfolgenden archäologischen Untersuchungen reiche Funde im Mittelbereich der ehemaligen gotischen Kirche. Die Grabstellen, Altarschreine und Reste der Stufen und des Bodens, die aus römischen Grabsteinen bestanden, werden hier "in situ" präsentiert. Oberhalb dieses Bereichs erstreckt sich der neue Boden mit der Bestuhlung konsequent in die Höhe, bildet abgestufte Ruheflächen für Besucher und Betrachter und gleichzeitig eine räumliche Trennung zwischen der rekonstruierten barocken Kirche und dem verbleibenden, ehemals gotischen Bauwerk. Der Zugang entlang des Stiegenaufgangs zu den Sitzplätzen ist so eine Folge von räumlichen und zeitlichen Erlebnissen und Erfahrungen: Nachdem man einen Spaziergang zwischen den archäologischen Funden am Boden getätigt hat, sieht man von der ersten Plattform aus den Grundriss des ehemaligen gotischen Gebäudes. Von der Zweiten aus kann man einen Blick auf die neu entdeckten, mittelalterlichen Details der Architektur werfen. Am Ende, ganz oben, eröffnet sich dem Besucher schrittweise der Blick auf den gesamten Reichtum des barocken Kirchenschiffes. Der Kontrast zwischen dem neuen Boden und der historischen Substanz des ehemaligen Klosters ist bewusst durch die Schwarz-Weiß-Unterschiede in der Haupthalle betont. Die Farben sind auch eine Reverenz auf die berühmte Klostertracht der Dominikaner – Weiß als Symbol der Unschuld, und Schwarz steht für Bescheidenheit. (Peter Reischer, 9.3.2023)