Viele Bauträger in Dubai erzählen Investorinnen aus Deutschland das Blaue vom Himmel herunter.

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Auf dem Immobilienmarkt in Dubai wurden vergangenes Jahr Rekordsummen umgesetzt. Grund dafür sind vor allem russische und ukrainische Investoren, die ihr Geld in Kriegszeiten im Ausland anlegen wollen. Doch auch Deutsche und Österreicher investieren immer öfter in Wohnraum in dem Emirat am Persischen Golf.

Sie werden häufig durch deutschsprachige Social-Media-Influencer angelockt, die seit Beginn der Pandemie vermehrt nach Dubai ausgewandert sind – viele auf der Flucht vor Corona-Beschränkungen, die meisten jedoch, weil in Dubai Selbstständige und Unternehmen weit weniger Steuern bezahlen müssen. So gibt es in Dubai etwa keine Einkommens- und keine Unternehmenssteuer, und die Mehrwertsteuer beträgt nur fünf Prozent. Der in Tübingen geborene und in Dubai tätige Luxusimmobilienmakler Jeffrey Oliver relativiert allerdings: "Wer in Deutschland noch einen Wohnsitz oder eine Firma hat und in Dubai Einkommen erwirtschaftet, muss dieses dennoch in Deutschland versteuern."

Böse Worte verboten

Wie das ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann bereits vor zwei Jahren berichtet hat, rühren viele Influencer bei ihrer deutschen Gefolgschaft die Werbetrommel für Dubai und erhalten dafür Vergünstigungen, etwa in Restaurants, bei Immobiliengeschäften oder Hotelbesuchen. Dafür müssen sie eine Influencer-Lizenz unterschreiben, mit der sie sich verpflichten, nicht negativ über Dubai oder dessen Regierung zu berichten.

Denn es ist nicht alles Gold, was glänzt. Ein Großteil des Wohlstands des Emirats ist auf Sklavenarbeit aufgebaut, noch heute werden Menschenrechte verletzt und Gefangene gefoltert. Tanzen, Fluchen oder Küssen in der Öffentlichkeit ist verboten, ebenso wie homosexuelle Beziehungen und uneheliche Kinder. Das dürfte für manche nicht uninteressant sein, die überlegen, hier in eine Immobilie zu investieren.

Und auch wenn der Markt aktuell boomt, glaubt etwa der deutsche Immobilienmakler Daniel Garofoli, der seit über zehn Jahren in Dubai arbeitet, dass der aktuelle Aufschwung nicht anhalten wird. "Derzeit gibt es viele Trittbrettfahrer, die dezidiert deutschsprachige Kunden in Investitionen reinreden wollen, die diese später bereuen werden. Der Markt ist aktuell stark überbewertet, und ich fühle mich verpflichtet, hier zu warnen", sagt er. Bauträger, die früher ein Projekt pro Jahr realisiert haben, bauen nun eines pro Monat, weiß der Makler.

Lieber abwarten

Vor allem über Influencer würden Investoren angelockt. "Vom kleinen Sparer bis zum großen Investor ist alles dabei, ich könnte aktuell 20 Termine pro Tag machen", sagt Garofoli und rät dennoch allen, frühestens nach dem Sommer wieder in Dubai zu investieren. Er glaubt, dass die Preise aktuell spekulativ erhöht sind und viele Investoren mit unrealistischen Renditen gelockt werden.

Für die nächsten Jahre prognostiziert er einen großen Angebotsüberhang und dass viele Immobilien im Vergleich zu jetzt an Wert verlieren werden – um 20 bis 30 Prozent, so seine Vermutung. Häufig sei auch ein Problem, dass ausländische Investoren Verträge unterschreiben, die sie aufgrund fehlender Sprachkentnisse rein inhaltlich gar nicht verstehen. Letztlich müssten sie dann mehr bezahlen, als ihnen ursprünglich versprochen wurde.

Etwas anders sieht Luxusimmobilienmakler Jeffrey Oliver die Situation: "In den letzten Jahren hat sich die Bevölkerungszahl in Dubai alle zehn Jahre verdoppelt. Diese Menschen müssen irgendwo wohnen, dazu kommen die vielen Touristinnen, die jährlich mehr werden. Bis 2040 wird Dubai sogar ein Mangel von 500.000 Wohnungen prognostiziert", sagt er. Natürlich gebe es schwarze Schafe, "aber wer sich ein gutes Netzwerk an verlässlichen Partnern vor Ort aufbaut, kann auch heute einen guten Deal machen".

Warmes Klima lockt Pensis

Zudem werde Dubai bei Pensionisten immer beliebter. Sie würden sich aufgrund des warmen Klimas, des großen Freizeitangebots sowie des Lifestyles für Dubai entscheiden. "Viele kommen schon jetzt für mehrere Wochen pro Jahr und wollen sich künftig das Geld für Hotels sparen", sagt Oliver. Er gesteht aber ein, dass bei der Bauqualität in Dubai noch Aufholbedarf herrsche – "obwohl es immer öfter auch deutsche Architekten in den Teams der Bauträger gibt, die auf eine gewisse Verarbeitung achten", sagt Oliver.

Seine Kunden sind zu je 50 Prozent Anlegerinnen und Eigennutzer. Vor allem bei Unternehmern sei Dubai beliebt, "weil es hier nicht verpönt ist, Wohlstand offen auszuleben, während diese Kunden in Deutschland oft mit der Neidgesellschaft konfrontiert sind", sagt Oliver. Die Steuerersparnis ist dann wohl noch das Sahnehäubchen. (Bernadette Redl, 14.3.2023)