Diese nicht minder komplizierte Geschichte beginnt vor etwas mehr als zwei Jahren. Da musste nämlich Peter Barthold vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss rund um die Ibiza-Affäre aussagen. Und die Worte des 69-jährigen Ex-Rapidlers und ehemaligen Novomatic-Geschäftspartners hatten es in sich.

Für eine Aussage im Sinne der Novomatic sei ihm Geld angeboten worden, plauderte Barthold damals aus. Er habe zuvor eine Liste mit passenden Sätzen bekommen. Darauf habe er sich aber nicht eingelassen. Vor seinem Ausschuss-Auftritt habe er zudem abends mitten im Lockdown einen Insider aus der Glücksspielbranche auf einer Autobahnraststätte in St. Pölten getroffen. Dort sei Barthold ein Konkursspezialist in Korneuburg empfohlen worden, der seinen Privatkonkurs "erledigen" könne.

Dieser angebliche Insider war Gert Schmidt. Der Pensionist und Glücksspiellobbyist saß am Montag mit einem Wiener Unternehmensberater am Wiener Landl vor Gericht. Die beiden sollen laut Staatsanwaltschaft wenige Tage vor dem Auftritt im U-Ausschuss mutmaßlich versucht haben, Barthold zu einer falschen Beweisaussage zu bewegen. Die Angeklagten bestreiten das vehement.

Gert Schmidt wurde im vergangenen Mai wegen über Nachrede verurteilt. Es ging um einen Artikel auf seiner Webseite.
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Schmidt erlangte als Betreiber des Blogs "EU-Infothek" einen zweifelhaften Ruf. Unter anderem bezahlte er zwei zwielichtigen Männern aus dem Ibiza-Komplex hohe Summen, um an Geschichten für seine Webseite zu kommen – und legte falsche Fährten.

Bei Barthold will Schmidt damals wieder einmal die große Geschichte gewittert haben. Schmidt erzählt von einer Kiste, einer "Zauberkiste", mit brisanten Glücksspieldokumenten, die ihm der ehemalige Fußballer angeblich angetragen habe. "Ich weiß nicht, warum, er hat sie auf einmal gebracht und kein Geld dafür verlangt", sagt Schmidt, der bis dahin wegen seiner Berichterstattung über Barthold mit diesem eher auf Kriegsfuß gestanden war. Zu dem Kontakt sei es nur gekommen, weil Barthold den Mitangeklagten und einen weiteren Kontakt "so sekkiert" habe.

"Als Redaktion drüberfahren"

Schmidt habe damals den Eindruck gehabt, Barthold wolle "ein neues Leben beginnen, Frieden haben". Dieser sei ein "Häufchen Elend" gewesen. Barthold machte mit der Novomatic über Jahre Geschäfte. Als diese 2014 mit dem Ende des kleinen Glücksspiels in Wien beendet waren, klagte Barthold den Glücksspielkonzern. Dennoch soll Barthold laut Schmidt bei der Zusammenkunft von der Novomatic geradezu geschwärmt haben: "Das hat uns genauso überrascht wie Sie."

Dass er Bartholds Eingangsstatement überarbeitet habe, bestreitet der selbsternannte Journalist Schmidt nicht: "Er wollte, dass wir als Redaktion drüberfahren, damit's schön lesbar ist. Das haben wir gemacht. Inhaltlich gab es keine Vorgabe."

Der mitangeklagte Unternehmensberater will bei Treffen mit Barthold zwar stets an eine "Falle" gedacht haben. Dennoch kam es dazu. Etwa in einem Innenstadtlokal im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Er recherchiere im Auftrag "vom Herrn Professor", erzählte der Angeklagte. Gemeint ist Schmidt. Der Nutzen der Treffen sei "gewaltig" gewesen. Barthold habe ihn Unterlagen fotografieren und einscannen lassen – im Gegenzug habe man später einen Termin bei einem Konkursspezialisten angeboten. Dem Angeklagten sei es darum gegangen, wie Barthold zu seinen Kontakt komme, etwa auch in die Politik. Der Mann legte als Beleg für die "Recherche" unter anderem ein Foto von der Nachricht vor, in der eine Journalistin einer großen deutschen Zeitung Barthold um ein Treffen gebeten hatte.

Ein angeblich lukratives Angebot

Barthold selbst schilderte eine gänzlich andere Version. Der mitangeklagte Berater sei auf ihn zugekommen und habe sich in dem Lokal im zweiten Bezirk als autorisierter Novomatic-Verhandler ausgegeben. "Wenn er gesagt hätte, er hat mit der Novomatic nichts zu tun, hätte ich diese Gespräche nie geführt", sagte Barthold.

Später seien ihm dann ein Monatsfixum von 6.000 Euro und ein Spesenkonto angeboten worden. Die Gegenleistung sei eine Aussage gewesen, "die der Novomatic geholfen hätte". Der angebliche Vorschlag sei aber "zu absurd" gewesen, "lauter Aussagen, die gar nicht gestimmt hätten".

Der Prozess wird am 21. April mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Im Gerichtssaal befand sich übrigens auch Julian Hessenthaler – allerdings im Publikum. Der verurteilte Ibiza-Drahtzieher erhielt mittlerweile eine Fußfessel und ist damit zumindest wieder ein Stück weit in Freiheit. (Jan Michael Marchart, 13.3.2023)