Vor genau einem Jahr verkündete das Unternehmen Neuburger, dass man die vegetarische Linie "Hermann fleischlos" einstellen müsse. Die Pandemie und der Überfall Wladimir Putins auf die Ukraine hätten die Rohstoffkosten derart in die Höhe getrieben, dass man kein leistbares Produkt mehr anbieten könne, ohne qualitative Abstriche machen zu müssen. Das wollte man nicht, daher verschwanden die Würstel, Schnitzel und Nuggets auf der Basis von Kräuterseitlingen aus den Regalen. Ob und wie es damit weitergehen würde, ließ man offen.

Das Fungi Pad von Hermann Bio.
Foto: Neuburger Fleischlos GmbH

Vor wenigen Tagen wurde in Wien ein neuer Artikel vorgestellt, der ab sofort im Handel erhältlich ist. Wer gedacht hatte, Hermann komme in altbewährter Form – vielleicht sogar vegan – zurück, der wird überrascht sein. Denn das neue vegetarische Produkt namens "Hermann Bio Fungi Pad" hat mit dem alten "Hermann fleischlos" bis auf den wichtigsten Inhaltsstoff, die Kräuterseitlinge aus der eigenen Produktion in Ulrichsberg, wenig gemeinsam.

Hermann (li.) und Thomas Neuburger.
Foto: Neuburger Fleischlos GmbH

Der Grundgedanke laut Hermann Neuburger: "Wir wollen weg vom Nachahmen von Fleisch und Wurstwaren", denn diese Ersatzprodukte würden immer mit Fleisch verglichen. Um Wurst, Nuggets und Co sowohl vom Aussehen als auch von der Textur her nahezukommen, seien viele Zusatzstoffe nötig. Außerdem werde damit ans Fleisch erinnert, obwohl es letztendlich darum gehe, davon wegzukommen.

Das Ergebnis der Überlegungen ist nun das "Fungi Pad", dessen Aussehen man durchaus als überraschend bezeichnen kann. Von der Form her erinnert es an ein recht dickes iPhone, die hellbeige Masse ist durchsetzt mit Pilzstückchen. Es besteht neben den Seitlingen aus Reis, Öl, Hühnereiweiß und -gelb, Salz und Pfeffer. Verarbeiten kann man das Pad auf vielerlei Art und Weise, im Ganzen gebraten, in Stücke geschnitten für Bowls, Burritos oder – im Backteig – à la Fish and Chips. Die Kommentare beim Verkosten anlässlich der Präsentation waren positiv, Konsistenz und Geschmack werden als angenehm empfunden.

Sechs verschiedene Zubereitungsarten und "natur" konnte man bei der Präsentation verkosten.
Foto: Petra Eder

Cooles Blau statt Grün

Ungewöhnlich ist jedenfalls die Verpackung, zu der Assoziationen wie "Staubsaugerfilter" oder "Medikament" geäußert werden: Mit der blauen Schachtel mit rotem, kreisförmigen Aufdruck – eine Hommage an Japan – wolle man sich bewusst im Kühlregal vom Mitbewerb, der fleischlose Produkte in grüner Verpackung verkauft, abheben, erzählt Junior Thomas Neuburger.

Was die Entwicklung gekostet hat, das will Hermann Neuburger nicht beziffern, auch Umsatzerwartungen wären "bei diesem Projekt vermessen". Jedenfalls spart man mit der Fokussierung auf ein Produkt Kosten durch unterschiedliche Verpackung und Rezepturen, derzeit finanziere das Fleischgeschäft die vegetarische Linie. Als zusätzliches Standbein vertreibt die Biolinie Neuburgers nun auch das Pilzsubstrat an andere Züchter. Verkauft wird das "Fungi Pad" (UVP 3,90 Euro), über Spar, Euro- und Interspar sowie Gurkerl.at. Eine Packung enthält 150 Gramm, das Kühlprodukt ist 30 Tage haltbar, es gibt aber auch ein Tiefkühlprodukt. Ein veganes Pad soll folgen, allerdings nicht so bald: Hier sei die Entwicklung deutlich aufwendiger, sagt Neuburger.

Rezeptvorschläge für das neue Produkt gibt es auf der Homepage und auf Social Media, derzeit hält man bei 20 Tipps, bald sollen 100 abrufbar sein. (Petra Eder, 29.3.2023)