Die WKStA ermittelt wegen Inseraten des Finanzministeriums in Dichand-Blättern.
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Der Tag hatte großartig für die Familie Dichand begonnen. Die bei der Entbastifizierung der Bundesregierung übersehene Kompetenz-Dissidentin Susanne Raab präsentierte am Vormittag in ihrer Funktion als Medienministerin ein Medienpaket, in dem unter anderem sichergestellt wird, dass Regierungsinserate auch in Zukunft nicht sachlich begründet sein müssen und weiterhin in beliebiger Höhe vergeben werden können. Also ganz im Sinne der Familie, hatte Heute-Herausgeberin Eva Dichand doch kurz zuvor gemeint, eine Deckelung der maximalen Höhe von Regierungsinseraten wäre "eine Bestrafungsaktion für erfolgreiche Medien".

Diese "Bestrafung" konnte offenbar erfolgreich abgewehrt werden. Ob das auch mit jener gelingt, die aufgrund der noch am gleichen Tag von der Staatsanwaltschaft publikgemachten Bestechungsvorwürfe droht, erscheint ungewiss. Für eine Sebastian Kurz erfreuende Berichterstattung soll es nicht nur gigantische Mengen von Regierungsinseraten für diverse Dichand-Medien inklusive Heute und Kronen Zeitung gegeben haben, sondern auch noch die Verhinderung eines nicht ausreichend Familie-Dichand-freundlichen Stiftungsrechts. Seit Bekanntwerden seiner in den Schmid-Chats dokumentierten Intrige gegen Reinhold Mitterlehners Kinderbetreuungspläne galt Familienpolitik als Schwachstelle von Kurz, doch vielleicht hat er unter effektiver Familienpolitik einfach etwas anderes verstanden.

Trost-Geschenke

Laut WKStA zielten die Zahlungen an Heute und Krone darauf ab, "die strafrechtlich relevanten Inseratschaltungen in der Mediengruppe Österreich und die diesen zugrundeliegende korruptive Vereinbarung insofern zu verschleiern, als das Inseratenbudget für die Krone- und Heute-Gruppe proportional zu den Inseraten in der Österreich-Gruppe erhöht werden musste, damit die missbräuchliche Inseratschaltung in der Österreich-Gruppe nicht schon wegen Unverhältnismäßigkeit zu anderen Medienunternehmen auffällt und von diesen oder anderen Personen aufgezeigt und geprüft würde".

Das heißt: Die Dichand-Blätter wurden extra reichlich belohnt, damit die in der Inseratenkorruptionsaffäre rund um die Fellner-Brüder eingesetzten Summen nicht so auffallen und sich die Dichands nicht benachteiligt fühlen und dann womöglich die Inseratenkorruption der Konkurrenz aufdecken. Das kennt man von Kindergeburtstagen: Immer auch ein Trost-Geschenk für die Geschwister des Geburtstagskindes einplanen. Das kann durchaus auch im Sinne des Geburtstagskindes sein, wenn die Geschwister dadurch ruhiggestellt werden und nicht ausplaudern, was für schlimme Sachen das Geburtstagskind vorher angestellt hat.

Sollte die jetzige Bundesregierung dieser von Kurz und Schmid entwickelten, am historischen Vorbild Werner Faymann orientierten Strategie treu bleiben, könnten demnächst auch andere Medien des Landes auf ein Upgrade auf Geburtstagskind-Geschwisterstatus hoffen. Wer mit nichtinvestigativer Berichterstattung über den Dichand-Inseratenkorruptionsskandal dafür Bereitschaft zeigt, dürfte sich dann über einen neuen Inseraten-Geschenkregen freuen. Das neue Mediengesetz wird dabei jedenfalls kein Hindernis darstellen. (Florian Scheuba, 5.4.2023)