Keine vier Wochen nachdem Saudi-Arabien und der Iran in Peking überraschend die Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen bekanntgegeben haben, treffen sich die beiden Außenminister, wieder in der chinesischen Hauptstadt, um den Deal zu finalisieren. Innerhalb zweier Monate sollen die Botschaften wieder geöffnet sein. China steht Pate, der neue starke politische Spieler im Nahen Osten – beziehungsweise inmitten Eurasiens, wie es heißt, wenn die Region nicht mehr nur vom "Westen" aus beschrieben wird. Was durchaus zeitgemäß und zutreffend erscheint.

Die drei Außenminister besiegeln den Deal: Hossein Amir-Abdollahian (Iran, li.), Prinz Faisal bin Farhan Al Saud (Saudi-Arabien, re.) und Qin Gang (China, Mitte).
Foto: Reuters / Iran. Außenministerium / West Asia News Agency

Die Islamische Republik und das – einstmals? – salafistische Königreich ziehen es also durch. Vor allem Saudi-Arabien packt dabei den Stier bei den Hörnern: Von der Entscheidung im März 2015, die Expansion des iranischen Einflusses auf der Arabischen Halbinsel mit einer Militärintervention im Jemen zu stoppen, und der Entscheidung, es auf diplomatischem Weg zu versuchen, liegen acht Jahre. Das Mullah-Regime im Iran kann nur profitieren. Seine Arroganz der Macht ist zwar ungebrochen, es ist jedoch wirtschaftlich durch Sanktionen und interne Spaltung schwer beschädigt. Aber auch die Saudis wollen etwas, nicht nur aus dem Jemen heraus, sondern die wirtschaftlich schädlichen Angriffe der iranischen Stellvertretermilizen abstellen, die sogar ihr Nationalheiligtum – nein, nicht die Kaaba; den Ölkonzern Aramco – ins Visier nahmen.

Iranisches Urananreicherungsprogramm

Und sie wollen die nukleare Bedrohung durch das überschießende iranische Urananreicherungsprogramm stoppen. Es wäre eine besondere Ironie der Geschichte, wenn Saudi-Arabien das gelänge, woran die USA und die Europäer bei den Atomverhandlungen gescheitert sind. Es wäre andererseits keine Überraschung, wenn Peking Riad Hilfe zugesagt hätte, die eigenen nuklearen Kapazitäten zu entwickeln. Es ist ein Deal.

Noch steckt die neue Détente in den Anfängen. Skeptiker verweisen darauf, dass der Besuch von Hashemi Rafsanjani – damals schon Irans Ex-Präsident, aber politisch mächtig – in Saudi-Arabien 1998 Erwartungen weckte, die trotz folgender Abkommen – Wirtschaft 1998, Sicherheit 2001 – nicht eingelöst wurden. Den Unterschied könnte diesmal China als Manager des neuen Ausgleichs machen. Die USA zeigen vorsichtige Zustimmung zur Deeskalation in der Region. Dass dabei repressive Regime gewinnen und sich konsolidieren, die ihrer Bevölkerung brutalst politische Rechte und Freiheiten vorenthalten, ist mit Bitterkeit zur Kenntnis zu nehmen. (Gudrun Harrer, 6.4.2023)