Wer heuer mit einem Sommerurlaub in Griechenland liebäugelt, dem sei dieses Buch aus der "Wild Swimming"-Reihe von Hansjörg Ransmayr ans Herz gelegt. Der Autor führt die Leserin, den Leser an Badeplätze, die an Quellen, Flüssen, Wasserfällen, Seen liegen, und ja, auch Strände sind mit von der Partie. Viele davon sind offenbar noch nicht vom Massentourismus entdeckt worden und bisher nur Einheimischen bekannt. Möglicherweise, weil viele davon nicht ohne die eine oder andere Strapaze zu erreichen sind.

"Mit faunischem Vergnügen bin ich von dort in eiskalte und thermale, stille und wirbelnde, süße, salzige und brackige Gewässer gestiegen oder gesprungen. Von den glasklaren Wasserfällen an den Flanken des Olymp zu den göttlichen Stränden der griechischen Inseln habe ich unvergessliche hellenische Kontraste genossen", schreibt Ransmayr.

Anschaulich zusammengefasst bietet das Buch neben Tipps für die Anreise zu den Badeplätzen auch Anhaltspunkte, wie man sich beim Schwimmen in freier Natur verhalten sollte. Ideal, um sich jetzt schon wegzuträumen.

Iliochori-Wasserfall – ein perfekter Wasserfallpool

Unterhalb des idyllisch gelegenen Wasserfalls erwartet den Wanderer ein Becken von erstaunlichen Dimensionen und von einer für Pools dieser Art außergewöhnlichen Tiefe. Der stellenweise steile Steig, den man für den circa 40-minütigen Abstieg zu bewältigen hat, ist recht gut befestigt. Außerdem haben die Bewohner und Bewohnerinnen des Dorfes Iliochori ihren etwas abgelegenen Badeplatz an einer Seite mit Bänken und sogar einem Rettungsring ausgestattet.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Doxa-See – Bergseeidylle

Genau genommen ist dieses auf 900 Meter gelegene, von hohen Bergen und Pinienwäldern gesäumte Kleinod ein Stausee, was seiner Schönheit aber keinen Abbruch tut und kaum auffällt. Auf der in den See ragenden Halbinsel liegt die kleine Kirche des Heiligen Fanourios. Am Wochenende wird diese gern von einheimischen Bustouristen besucht, dann gibt es hier auch viele Verkaufsstände mit Spezialitäten der Region.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Koumela-Steinbruch – ein faszinierender Marmorpool

Zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Insel Tinos zählen die berühmten Marmorsteinbrüche. Im nördlichen Teil der Insel befinden sich die imposantesten, so auch dieser nahe des Dorfes Koumela an der Küste gelegene. "La piscine" (das Schwimmbecken) ist mit seinem glasklaren Wasser zwischen senkrechten Marmorwänden und dem offenen Meer wohl einer der schönsten Wildswimming-Spots Griechenlands und reiche Belohnung für den nicht ganz einfachen Abstieg.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Vatsinidi-Höhle – wundersames Hideaway

Auf der Halbinsel Mani/Peloponnes befinden sich einige Höhlen mit der Zusatzbezeichnung Katafygi im Namen, was im Griechischen so viel wie "Zufluchtsstätte" bedeutet. Tatsächlich nutzte die Bevölkerung auch die Vatsinidi-Höhle in kriegerischen Zeiten als solche. Was diese Höhle so einzigartig für Wildswimming-Fans macht, ist ihre Verbindung mit dem Meer durch ein 20 Meter tiefes, "abgesoffenes" Portal, wodurch ein 1.100 Quadratmeter großer Höhlensee entstanden ist.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Tsigrado – der Strand für echte "Outdoorer"

So schön diese kleine zwischen steilen Klippen an der Südküste von Milos gelegene Bucht mit ihrem hellen Sand und sauberem Meer auch ist, der Abstieg hat es in sich! Erst geht es in eine abschüssige, durch Seile abgesicherte Steilrinne, dann über eine etwas wackelige Leiter hinunter zum Sandstrand. Schwimmt man östlich um das kleine Kap, gelangt man zu einer Vielzahl von Höhlen und interessanten Felsformationen.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Klima – mediterranes Farbenspiel

Ganz in der Nähe dieses Fischerdorfs wurde die Venus von Milo, eine der bekanntesten Skulpturen des antiken Griechenlands, gefunden. Vermutlich aufgrund eines Erdbebens liegen ein Teil des alten Hafens und vermutlich auch die dem Torso fehlenden Arme unter Wasser. Heute wird das blitzblaue Meer von in Weiß getünchten Syrmatas (Bootshäusern) mit bunten Türen und Fenstern gesäumt.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Voidomatis-Quelle – sauber, sauber

Laut neuesten Erkenntnissen ist der Voidomatis der sauberste Fluss Europas. Zu verdanken hat er das einer ganz besonderen Filterwirkung des umgebenden Gesteins und seiner einsamen, zivilisationsfernen Lage. Was für den gesamten Fluss gilt, gilt umso mehr für dessen Quelle. Das Vergnügen, in diesem einzigartigen Naturpool zu schwimmen, muss man sich allerdings mit einem circa dreiviertelstündigen steilen Abstieg erwandern.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Loutra Eleftheron – Geisterbad

Etwa 1,5 Kilometer von der Küste entfernt liegen im Marmara-Flusstal versteckt diese einst beliebten, jetzt dem Verfall preisgegebenen Thermalbäder. Insgesamt vier heiße, schwefelhaltige Quellen sollen Rheuma, Arthritis und gynäkologische Beschwerden kurieren und für Muskelentspannung sorgen. Außer in den nach wie vor von Einheimischen genutzten Innen- und Außenbecken kann auch unterhalb der Fußgängerbrücke im Bach geschwommen werden.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Nidri-Wasserfälle – kleine Ursache, große Wirkung

Betrachtet man das kleine Rinnsal, welches auf Lefkada bei Nidri ins Meer mündet, glaubt man kaum, dass dieses in der Lage war, derart schöne Wasserfälle zu formen. Ab der Taverne steigt der Weg leicht an, durch die Nähe zum Wasser ist es hier jedoch selbst im Hochsommer angenehm kühl. Etwa 400 Meter unterhalb des Hauptwasserfalls befindet sich ein kleinerer mit einem ebenfalls zum Baden geeigneten Gumpen. Der ist vom Ambiente her weit weniger spektakulär, aber zum Schwimmen hat man ihn zumeist für sich allein, was in der Hauptsaison am oberen Wasserfall nicht immer der Fall ist.

Foto: Hansjörg Ransmayr

Thermopylen – gut für wildes Warmbaden

In der Antike waren die Thermopylen ein strategisch wichtiger Engpass vom Meer nach Innergriechenland. Heute ist der Durchgang durch Versandung mehrere Kilometer breit. Ihren Namen verdanken die Thermopylen zwei heißen Quellen, an denen in der Neuzeit eine Badeanstalt samt Hotel errichtet wurden. Während diese Gebäude heute als Flüchtlingslager dienen, sind die Quellen wieder für die Öffentlichkeit frei zu benutzen. (Markus Böhm, 13.4.2023)

Foto: Hansjörg Ransmayr

Hansjörg Ransmayr

Wild Swimming Griechenland, 320 Seiten, 24,95 Euro

Erhältlich ab 20. April 2023

Verlag Haffmans Tolkemitt

Hansjörg Ransmayr ist Rettungsschwimmer und Wild-Swimming-Pionier, Bergwanderführer, Wildwasserkanute und Creative Director. Er ist Autor einer Vielzahl von Büchern, u. a. bei Haffmans Tolkemitt erschienen: "Wild Swimming Alpen" (2019), "Islandeering Deutschland" (2020), "Wild Swimming Kroatien und Slowenien" (2021), "Wild Guide Österreich" (2022). Seine Website: www.alpine-swimming.com.

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Foto: Haffmans Tolkemitt