Verkäufer von Immobilien und Interessenten sind aktuell eher zurückhaltend.

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In der Vergangenheit kannten die Immobilienpreise in Österreich nur einen Weg: steil nach oben. Aktuell hat sich dieser Anstieg etwas abgeschwächt, hieß es am Mittwoch bei einem Pressegespräch des Fachverbands der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Entwicklung sei auf eine gesunkene Nachfrage am Immobilienmarkt zurückzuführen. Denn Unsicherheiten, hohe Inflation und vor allem die erschwerten Kreditvergaberichtlinien machen es vielen Menschen derzeit kaum möglich, in Eigentum zu investieren.

Trotz allem gab es jedoch Preisanstiege: Baugrundstücke wurden bundesweit laut "Immobilienpreisspiegel 2023" des ZT Datenforums, das Grundbuchtransaktionen erhoben hat, um 8,95 Prozent teurer und kosten nun 407 Euro pro Quadratmeter, Eigentumswohnungen im Erstbezug stiegen um 5,8 Prozent auf 3.323 Euro, gebrauchte Wohnungen um 5,9 Prozent auf 2.116 Euro, Reihenhäuser um 4,6 Prozent auf 2.084 Euro und Einfamilienhäuser um 5,1 Prozent auf 2.325 Euro. So sind etwa Grundstückspreise zuletzt in allen Bundesländern bis auf Wien nur im einstelligen Prozentbereich gestiegen, davor betrug dieser Anstieg oft zehn Prozent pro Jahr und mehr.

Dass es zu einem Abwärtstrend kommt oder die Preise künftig gar sinken werden, davon gehen die Branchenexperten allerdings nicht aus – zu hoch seien Baukosten und Grundstückspreise, so WKO-Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. Viele Projektentwickler bauen aktuell weniger oder gar nicht mehr, das Angebot an Wohnungen sei daher knapp und werde auch in den kommenden Jahren weiter zurückgehen.

Verschobene Nachfrage

Aktuell habe sich aufgrund der Situation die Nachfrage nach Miet- und Eigentumswohnungen verschoben. Laut Berichten von Maklerinnen interessieren sich nun 60 Prozent für Mietwohnungen und 40 Prozent für Eigentum – zuvor sei das Verhältnis genau umgekehrt gewesen, sagt Gollenz und erklärt: "In den letzten Jahren war aufgrund der niedrigen Zinsen jeder vermögend." Das habe sich nun geändert – "aber es gibt ja auch noch die Miete".

Maklerinnen und Makler beobachten derzeit aufgrund der vielen Unsicherheiten vor allem ein Abwarten sowohl aufseiten der Käuferinnen als auch der Verkäuferinnen. Die Branchenexperten rechnen damit, dass die Stagnation der Preise sowie die Zurückhaltung bei der Nachfrage noch dieses und nächstes Jahr anhalten werden.

Im Bestellerprinzip, das ab 1. Juli gilt, sieht der stellvertretende Fachverbandsobmann und Fachgruppenobmann in Wien, Michael Pisecky, eine Lose-lose-Situation. Es besagt, dass jene Partei den Makler bezahlt, die ihn beauftragt – in den meisten Fällen sind das die Vermieterinnen. Laut Pisecky würden die Makler damit aus ihrer Doppelrolle gedrängt und könnten künftig nicht mehr beide Seiten vertreten, sondern nur noch die Verkäuferinnen, die sie auch bezahlen. "Mieter haben dann keine Vertretung mehr", sagt Pisecky. Zuvor mussten immer die Immobiliensuchenden bezahlen, auch wenn die Maklerin vom Vermieter beauftragt wurde – Makler haben theoretisch beide Seiten beraten.

Keine Mieterhöhung

Zuletzt gab es von den Immobilientreuhändern noch den Wunsch an die Medien, bei der Anhebung der Richtwertmieten um 8,6 Prozent nicht von einer Mieterhöhung zu sprechen, sondern von einer Indexierung – die laut Gollenz auch notwendig ist: "Immobilienbesitzer müssen in den nächsten Jahren viel und noch mehr sanieren." Diese Kosten könnten nur dann gedeckt werden, wenn die Mieten, also die Einnahmen der Immobilienbesitzer, auch angepasst würden. "Die Eigentümer sind sicherlich nicht die großen Gewinner, eher im Gegenteil", sagt Gollenz, der Einmalzahlungen, wie sie zuletzt in Form der Wohnkostenhilfe beschlossen wurden, für sozial wenig treffsicher hält.

Auch dass Genossenschaften immer mehr auf den gewerblichen Markt drängen, sieht Gollenz kritisch. Dass diese auch sogenannte Anlegerwohnungen für Investoren errichten wollen, obwohl sie einige steuerliche Vorteile genießen, lässt den Branchenexperten ein drohendes Ungleichgewicht befürchten. Auch wenn das Land derzeit von einer Partei regiert werde, die der Immobilienwirtschaft sehr nahesteht, wie Gollenz es formuliert, sei es für seine Branche zuletzt zu "keinem großen Wurf gekommen". Er wünscht sich wieder mehr Entscheidungen, "die nicht nur populär sind, sondern die der Markt auch braucht". (Bernadette Redl, 13.4.2023)