Ökologe Franz Essl und sein liebstes Buch.

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In der Bücherei im oberösterreichischen Kronsdorf, wo er aufwuchs, gab es neben altersgemäßer Jugendliteratur auch eine Serie großformatiger Was ist was-Bücher zu Fragen der Technik oder Naturwissenschaften, in die er sich gerne vertiefte.

Neugieriger Bub

Die Eltern konnten danach, als er das Gymnasium in Steyr besuchte, vielleicht schon sehen, dass der Bub sehr neugierig war, aber halt noch im Rahmen. "Ich habe jedenfalls früher viel mehr gelesen als jetzt", gibt er zu. "Wenn ich die reine Fachliteratur ausblende – wie gerade ein weiteres Buch über Biodiversität –, dann merke ich, dass mir oft die Ruhe und Zeit fehlt, um einen Roman zu Ende zu lesen, nach fünf Seiten schlafe ich oft ein. Das ausdauernde Lesen beschränkt sich also seit längerem auf Wochenenden und Urlaube. Auch bin ich nur noch selten in Buchhandlungen, dadurch fehlt mir das Entdecken von Büchern durch Schmökern. Wenn ich ein Buch online bestelle, dann muss ich vorher schon genau wissen, was ich will, und es gibt keine Überraschungen."

Zeitloses Buch

Katzenwiege (Cat’s Cradle) war vor zwei Jahren eine späte Entdeckung, die er – wie die meisten Bücher – im Original gelesen hat: "Ein guter Freund hat es mir empfohlen. Das kommt oft vor, dass ich auf die Meinung von Freunden vertraue. Wenn denen etwas gefallen hat, ist es für mich auch meist interessant." Zum Inhalt: Dr. Felix Hoenikker, der "Vater der Atombombe", hat Eis-9 erfunden, ein kristallines Mittel, das amerikanischen Soldaten helfen soll, sich aus einem Sumpf zu retten, indem es Wasser gefrieren lässt. Allerdings genügt ein kleiner Splitter davon, um das gesamte Wasser der Erde gefrieren zu lassen. Als "vielschichtig, abgrundtief ironisch und manchmal bösartig" beschreibt Essl das Buch, "das sehr viele Ebenen beinhaltet und zeitlos ist, weil es auf reale Begebenheiten Bezug nimmt wie die Atomforschung oder unsere Technikgläubigkeit." Humor in Büchern spricht ihn grundsätzlich an: "Wenn Dinge auf überzeichnete, nicht ganz ernst gemeinte Art verhandelt werden, dann macht das oft den ernsten Inhalt noch stärker sichtbar." (Manfred Rebhandl, 15.4.2023)