Resilienz ist im Management gefragt, Trainings dazu gut gebucht.

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Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Klimakatastrophe, Strom- und Energiekrise – multiple Krisen prägen das Geschehen und haben starke Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit auch auf die Unternehmen. Vorgesetzte sind gefordert, trotz Unplanbarkeit vieler Entwicklungen die Mitarbeitenden zu motivieren und zu führen. Diese unsicheren Voraussetzungen spiegeln sich auch in den Leadership-Trainings wider.

"Während Führungskräfte in den Jahren 2020 und 2021 damit beschäftigt waren, pandemiebedingte Krisen-Achterbahnfahrten zu steuern und Remote Work und hybrides Arbeiten in den Unternehmen umzusetzen, war das Jahr 2022 davon geprägt, neue Businessmodelle weiterzuentwickeln und die neuen Arbeitsweisen zu etablieren und zu verbessern", sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy.

Zukunftsfähige Entwicklung

In diesem brüchigen und volatilen Umfeld sei "Strategic Foresight" für Stöttinger ein Must-have für eine zukunftsfähige Führungskräfteentwicklung. "Business as usual wird es nicht mehr spielen. Krisen können jederzeit auftauchen. Darauf können sich Führungskräfte auch inhaltlich mit Wissen und den entsprechenden Tools vorbereiten." Im Grunde gehe es dabei darum, unterschiedliche mögliche Szenarien durchzuspielen und sie strategisch mitzugestalten. Und auch wenn keines dieser Szenarien jemals genau so eintreten werde, könnten so unvorhersehbare Herausforderungen besser bewältigt werden.

Einen zentralen Stellenwert bei den Trainings habe laut Stöttinger auch das Thema "Purpose-driven Leadership". Denn gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, den Sinn und Zweck, das Wofür des Unternehmens als wichtigen Anker, an dem Entscheidungen und Maßnahmen ausgerichtet werden können, stärker ins Bewusstsein zu rufen. Das Thema Resilienz sei im Bereich Leadership-Development nicht mehr wegzudenken.

Bei den Methoden haben seit Corona Online-Formate stark zugelegt. Vor allem wenn es um das Vermitteln von Fachwissen gehe, seien Online-Trainings eine gute Möglichkeit, da sie optimal in den Arbeitsalltag integriert werden könnten, ergänzt die Expertin. Bei Leadership-Entwicklung gehe es auch um einen Austausch mit anderen Führungskräften, also um Lernräume auf Augenhöhe. Das funktioniere am besten in Präsenz. "Das bewusste Herausnehmen aus dem Arbeitsalltag ist dafür sogar unverzichtbar", sagt sie.

Vielfalt managen

An der Limak Austrian Business School ist ein ausgeprägter Trend im Bereich Nachhaltigkeit erkennbar. "Leadership-Development-Programme zielen darauf ab, Führungskräfte für die Bedeutung von Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und ihnen Wissen, Haltung und Handlungskompetenzen in diesem Bereich zu vermitteln. Sustainable Leadership unterstützt dabei die Entwicklung einer Unternehmenskultur, die nachhaltiges Handeln in den Fokus stellt und dieses auch im Innovations- und Produktentwicklungsprozess als Chance verankert", ergänzt Gerhard Leitner, Geschäftsführer der Limak. Nach wie vor hoch im Kurs stehen Weiterbildungen im Bereich soziale Kompetenzen. Angesichts der Anforderungen einer "neuen" Arbeitswelt erwartet sich Leitner hier eine weitere Zunahme.

Diversity ist aus Sicht der Limak ein weiteres Thema, das bei den Leadership-Trainings stark nachgefragt werde. "Unternehmen erkennen immer mehr die Bedeutung von Vielfalt in der Führungsebene und in den Organisationseinheiten. Führungskräfte brauchen zunehmend Sensibilität und Kompetenz, um eine inklusive und diverse Arbeitsumgebung zu schaffen und damit auch von der Perspektivenvielfalt zu profitieren", sagt Leitner.

Größerer Radius

Auch an der ARS Akademie ist der Themenbereich Diversity-Leadership stark nachgefragt, sagt Alexandra Zotter, Clusterowner für den Bereich Management. "Nicht zuletzt aufgrund des Arbeits- und Fachkräftemangels können Unternehmen auf keine potenziellen Mitarbeiter verzichten. Für Führungskräfte heißt dies, dass sie sich auf die Führung unterschiedlicher Generationen, auf unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und damit auf unterschiedliche Bedürfnisse einstellen lernen müssen", ergänzt sie. Dabei gehe es nicht nur darum, sich Skills zur Führung diverser Teams anzueignen, sondern auch darum, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu kennen.

Im Bereich Change-Management liege der Fokus bei den Leadership-Ausbildungen sehr stark darauf, wie man als Führungskraft seine Ambiguitätstoleranz – also den Umgang mit Unsicherheit und Widersprüchlichkeit – erhöhen kann. Die Kunst guter Führung bestehe darin, nicht allein auf der Kommandobrücke zu stehen und Anweisungen zu erteilen, sondern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv in den Navigationsprozess einzubinden. Dafür brauche es einerseits ausgeprägte Kommunikationsskills, andererseits auch die Fähigkeit, mit Widerstand oder Rückschlägen umzugehen. "Seit Corona merken wir weiters, dass sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter immer öfter Weiterbildungen zu Konfliktmanagement, Resilienz, Ärgermanagement und Verhandlungstraining besuchen", ergänzt Zotter. (Gudrun Ostermann, 18.4.2023)