Der perfekte Sessel, eigentlich. Aber das Abstellen auf der Straße ist problematisch.

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Ich vertraue in meinem Leben darauf, dass bestimmte Dinge mich finden. Manchmal stehen sie ganz plötzlich vor mir. Unlängst war es ein alter Holzsessel, der auf dem Gehsteig vor dem Haus im strömenden Regen stand. Eigentlich könnte ich so einen Sessel für meinen Balkon gut brauchen, wenn ich ihn abschleife und lackiere. Soll ich ...?

Eh nett, so ein Vintagesessel mit spannender Genese. Ich habe früher mal in Kanada gelebt und dort mein bescheidenes Zimmer im Großen und Ganzen mit solchen Gegenständen eingerichtet. Das hat nicht so schlimm ausgeschaut, wie es jetzt klingt – und obendrein habe ich was fürs Leben gelernt: Es ist nicht nur bei Möbeln auf der Straße wichtig, dass man rasch und beherzt zugreift, selbst wenn man sich vom Transport überfordert fühlt. Sonst ist das schmucke, nur leicht vom Holzwurm zerfressene Nachtkästchen garantiert weg. Und es könnten Jahre vergehen, bis es wieder auf der Straße landet.

Ein zweiter Sessel

Klar ist aber auch: In Österreich ist das illegale Abladen von Sperrmüll verboten. Damit schafft man auf Gehsteigen nicht nur Hürden für Menschen mit Seh- oder Gehbehinderung. Man verursacht auch Kosten für die Allgemeinheit. Irgendwer muss sich ja um den Abtransport der vom Regen voll gesogenen Matratze oder des Bürostuhls ohne Rollen kümmern. Davon kann man auch in vielen Wohnhäusern, in denen alte Waschmaschinen und durchgewetzte Sofas auf den Allgemeinflächen landen, ein Lied singen.

Noch dazu gibt es unkomplizierte Wege, nicht mehr gebrauchte Möbel loszuwerden. In Wien gibt es die Mistplätze, anderswo Altstoffsammelzentren oder Sperrmüllabholungen. Und man kann wirklich alles über Willhaben verschenken – irgendwer freut sich darüber. Ich halte jetzt jedenfalls die Augen offen. Demnächst findet mich hoffentlich ein zweiter Sessel für die Balkonsaison. (Franziska Zoidl, 21.4.2023)