Gerald Ryle leitet das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Foto: Celina Wald

Hunderte Journalistinnen und Journalisten in aller Welt wühlten sich gemeinsam durch die "Panama Papers" und die "Pandora Papers" und enthüllten, wie Reiche und Mächtige Steuern vermeiden. Aber wie funktioniert die Zusammenarbeit über viele Grenzen und Redaktionen hinweg? Gerard Ryle, Leiter des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), erklärt im Interview für den STANDARD solche globalen Rechercheprojekte.

Das Netzwerk ICIJ koordinierte einige der größten internationalen Investigativprojekte, darunter die Enthüllung der Panama Papers, der Paradise Papers und der Pandora Papers. Beim internationalen Journalismusfestival in Perugia erzählt Ryle, wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Journalistinnen und Journalisten in der Praxis funktioniert. Von der Gefahr, gehackt zu werden, bis hin zum Vertrauen, das die Journalistinnen und Journalisten ineinander haben müssen.

"Wenn alle Informationen nach der "Radical Sharing"-Methode geteilt werden, bekommen wir sehr komplexe und sehr wichtige Geschichten, weil wir Geschichten aus mehreren Ländern zusammentragen. Und wenn man sie gemeinsam veröffentlicht, bekommt man eine riesige Reaktion auf der ganzen Welt", sagt Ryle im Videointerview.

Unzählige Perspektiven und Recherchen, eine Schlussfolgerung

Der ICIJ-Leiter: "Heute werden die Medien oft dafür kritisiert, dass wir in irgendeiner Weise voreingenommen wären. Es ist wirklich schwer, so etwas zu behaupten, wenn 600 Reporterinnen und Reporter zusammenarbeiten und dieselben Fakten betrachten, weil jeder die Dinge in einem anderen Licht betrachtet und trotzdem alle zu denselben Schlussfolgerungen kommen."

Auch geleakte Daten brauchen Datenschutz bei der Aufarbeitung: "Man kann nie sicher sein, dass man nicht gehackt wird. Und die Ironie ist natürlich, dass die Dokumente, mit denen wir arbeiten, oft schon von jemandem gehackt und an uns weitergegeben wurden. Man muss also akzeptieren, dass es immer ein Risiko geben wird."

DER STANDARD

(Veronika Waldhäusl, 25.4.2023)