Im Durchschnitt haben die Unternehmen in den letzten zwei Jahren drei bis vier große Krisen erlebt.

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Pandemie, Krieg und Rekordinflation: Neun von zehn Unternehmen weltweit berichten, dass sie in den letzten zwei Jahren mehrere größere Krisen erlebt haben. Gleichzeitig überschätzen Firmen und Führungskräfte ihre Widerstandsfähigkeit. Das zeigt eine neue Umfrage der Unternehmensberatung PwC.

Zwischen September und November 2022 wurden dafür Unternehmen aus 42 Ländern und verschiedenen Branchen zu ihren Erfahrungen mit Krisen befragt. Der Global Crisis and Resilience Survey 2023 ist die dritte Studie zu Unternehmenskrisen und Resilienz. Auf die Frage, welchen Platz Resilienz auf der Liste der Unternehmensprioritäten einnimmt, gaben neun von zehn der Befragten an, dass diese eine der wichtigsten strategischen Prioritäten ihres Unternehmens ist.

Die verheerendsten Krisen für Unternehmen

Nach einem turbulenten Beginn des Jahrzehnts ist es nicht überraschend, dass die große Mehrheit der Unternehmen (91 Prozent) berichtet, dass sie mindestens eine Krise abseits der Pandemie erlebt haben. Im Durchschnitt haben die Unternehmen in den letzten zwei Jahren drei bis vier Krisen erlebt. Drei Viertel gaben an, dass die schwerwiegendste Störung mittlere bis starke Auswirkungen auf den Betrieb hatte, das heißt, kritische Geschäftsprozesse und Dienstleistungen beeinträchtigte und zu finanziellen und Reputationsproblemen führte.

Zu den fünf häufigsten Krisensituationen gehören: die Corona-Pandemie, Personalmangel, Lieferkettenprobleme, technologische Disruptionen und Ausfälle sowie Cyberangriffe. Abgesehen von der Pandemie hatten Unterbrechungen der Lieferkette die größten finanziellen oder sonstigen Auswirkungen auf Unternehmen – und diese haben sich seit 2019 verdoppelt. Mehr als die Hälfte der Firmen, deren schwerwiegendste Krise mit der Lieferkette zusammenhing, waren am meisten darüber besorgt, eine ähnliche Störung erneut zu erleben.

Strategische Resilienz als Erfolgsfaktor

Christian Kurz, Forensic Technology Solutions Lead bei PwC Österreich, erklärt: "In einem sich schnell verändernden Umfeld von heute sind Unternehmen mit einem noch nie dagewesenen Ausmaß an Krisen und Unsicherheit konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist Resilienz zu einer der wichtigsten strategischen Prioritäten in der Unternehmenswelt geworden." Während 70 Prozent der Unternehmen Vertrauen in ihre Fähigkeit haben, sich von verschiedenen Krisen zu erholen, zeigen die Umfragedaten auch, dass es im Umgang oft an den grundlegenden Elementen wie klaren Verantwortlichkeiten, aber auch Fachwissen fehlt. Diese Vertrauenslücke birgt das Risiko, dass Firmen angreifbar werden.

Um eine "Resilienz-Revolution" voranzutreiben, also eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit in Krisen, sollten Unternehmen laut der Studie folgende Kernpunkte beachten:

  • Integration Firmen sollten auf integrierte Ansätze für Resilienz setzen, indem vielfältige Resilienzfähigkeiten zentral gesteuert und auf die für das Unternehmen relevantesten Aspekte ausgerichtet werden.
  • Befähigte Führung Eine erfolgreiche Resilienzstrategie erfordert zudem: Förderung der Strategie auf Ebene der Unternehmensführung, eine leitende Führungskraft mit klarer strategischer Verantwortung und ein qualifiziertes Team, das die Strategie im Unternehmen umsetzt.
  • Operative Resilienz Ein Ansatz, der die entscheidendsten Faktoren für das Unternehmen identifiziert und Investitionen und Zeit entsprechend priorisiert.

Fokus auf mentale Gesundheit

Ein Wert, der bereits in der letzten Studie stark herausgestochen ist, war die (mentale) Gesundheit: 80 Prozent der Unternehmen nannten ihre Investitionen in das Wohlbefinden der Mitarbeitenden als die wichtigste Maßnahme, die sie in diesem Jahr ergriffen haben. In Anbetracht der Pandemie, der wirtschaftlichen Turbulenzen, der tiefgreifenden kulturellen Veränderungen und der anderen Herausforderungen stand die psychische Gesundheit ganz oben auf der Prioritätenliste der Unternehmenswelt.

Diese Konzentration auf das Wohlbefinden hat nicht nachgelassen: Immer mehr Organisationen haben in den letzten Jahren "Wellbeing"-Programme integriert und die Notwendigkeit erkannt, die Mitarbeitenden zu unterstützen und zu fördern. So plant ein Drittel der Unternehmen Investitionen in die persönliche und emotionale Resilienz der Belegschaft – um dadurch die Unternehmensresilienz grundlegend zu stärken.

"Die Fähigkeit, sich anzupassen und auf Störungen zu reagieren, ist von entscheidender Bedeutung, um das bei den Stakeholdern aufgebaute Vertrauen zu erhalten und den Unternehmenswert und die Reputation zu schützen. Um eine vertrauenswürdige und agile Organisation aufzubauen, ist es wichtig, dass Führungskräfte in den Resilienzaufbau – auch bei ihren Mitarbeitenden – investieren," erklärt Kurz. (red, 26.4.2023)