Donald Trump wollte mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un einst Burger essen. Zwar kam es nie dazu, doch das gute Verhältnis der beiden Staatschefs weckte unter Südkoreas Konservativen die Sorge, ob die USA dem Verbündeten im Notfall beistehen würden. Joe Biden speiste mit Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol im Weißen Haus nun Gurkenstreifen in Gochujang-Vinaigrette – und versicherte seinem Gast die "eisenfeste Allianz" der beiden Staaten.

Lud Südkoreas Präsidenten Yoon Suk-yeol zum Staatsbankett: US-Präsident Joe Biden.
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Solche Garantien waren dringend nötig. Denn in den vergangenen Jahren ist in Seoul eine Bewegung von Thinktank-Fachleuten, aber auch konservativen Politikern in den Vordergrund getreten, die mit immer mehr Nachdruck die atomare Bewaffnung Südkoreas fordert. Sie will nicht mehr auf Washington angewiesen sein. Sollte sich das Land wirklich dazu entscheiden, würde das der internationalen Ächtung von Atomwaffen massiven Schaden zufügen: Was würde dann andere Staaten, die von Nachbarn bedroht werden, noch daran hindern, ebenfalls Atomwaffen zu bauen oder zu beschaffen?

Yoon hat nun angekündigt, auf den Bau eigener Waffen zu verzichten, weil die USA ihre Verteidigungsversprechen erneuert haben. Die Falken zu Hause hat er damit nicht beruhigt – und tatsächlich blieb Washington bei den Zusagen relativ vage. Es ist trotzdem zu hoffen, dass der wankelmütige Populist an der Seouler Regierungsspitze bei seinem Versprechen bleibt. Alles andere würde gefährliche Dynamiken auslösen. (Manuel Escher, 27.4.2023)