Menschen helfen zu wollen ist gut, dabei besonders resilient zu sein ist besser.

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Die Pflegebranche wird in der Gesellschaft und Politik immer wieder heiß diskutiert. Wer pflegt, will meist Gutes für andere Menschen tun oder einer abwechslungsreichen Tätigkeit nachgehen. Was positiv klingt, ist heute nicht einfach: In vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen herrscht starker Arbeitskräftemangel, vielerorts gilt der Beruf als unterbezahlt.

Wer sich aber für einen Job in der Krankenpflege entscheidet, hat meistens genaue Motive: sei es der hohe Verantwortungsgrad oder der Wunsch, eine sinnvolle Arbeit für eine bessere Zukunft zu leisten. Klar ist: Die Branche ist ein hartes Pflaster und verlangt nicht nur starkes Durchhaltevermögen. Ob jemand die richtige Person für die Pflege ist, zeigen schon ein paar bestimmte Eigenschaften.

Das Geschäft kennen

Ohne Empathie und Leidenschaft dafür, Menschen zu helfen, geht es nicht. Trotzdem ist es wichtig, für einen Pflegeberuf auch analytische Fähigkeiten mitzubringen. Weil es in jedem Institut zu Überlastung und Dienstausfällen kommen kann, sollten Situationen logisch analysiert werden können.

Vor allem die Pflege im Krankenhaus bedeutet ein hohes Grad an Management. Es sollte Interesse an den Zusammenhängen im Gesundheitssystem und auch im Krankenhaus selber bestehen, um ökonomische Entscheidungen nachvollziehen zu können. Obwohl in Österreich die meisten Kliniken in öffentlicher Hand sind, zeigen sich auch marktähnliche Tendenzen. Ein Gefühl für Bettenbelegdauer ist praktisch.

Situationsgerecht verhalten

Gerne etwas Gutes tun zu wollen ist ein guter Anfang, das ist klar. Es gilt aber auch, innerhalb des Teams auf Krisensituationen vorbereitet zu sein und Kritik sowie Stressreaktionen der anderen nicht zu persönlich zu nehmen. Jede Pflegekraft wird einmal selbst an ihre eigenen Grenzen kommen, und dabei ist es wichtig, sich selbst gut kontrollieren zu können.

Denn oft wird man auch direkt in die nächste Situation stolpern, wo man mit Angehörigen wertschätzend kommunizieren, nonverbale Signale von Patientinnen und Patienten wahrnehmen oder schnelle Lösungsstrategien entwickeln muss. Dabei schadet es nicht, die Umstände der Pflege sozialkritisch und ökonomisch zu reflektieren.

Kreative Ader entdecken

Die Pflege ist eines der Berufsbilder, in denen kein Tag wie der andere ist, egal ob in der Alten- oder Krankenpflege oder in der Notfallabteilung eines Klinikums. Pflegearbeit ist nicht planbar. In jeder individuellen Situation muss kreativ eine passende Reaktion auf die Befindlichkeit, die Stimmung, aber auch die Bedürfnisse des pflegebedürftigen Menschen gefunden werden.

Vorstellungskraft und ein Gefühl für die eigene Intuition sind dabei vorteilhaft. Bei einer Patientin hilft es vielleicht, mit Humor beizustehen oder zu helfen, bei einem anderen Patienten ist es besser, die Pflegekraft gibt dem Menschen das Gefühl, sich zurückziehen zu können. Schlagfertigkeit bei Konflikten kann auch vor Stress bewahren. (mera, 4.5.2023)