Theoretisch können sich viele Menschen, die in einer glücklichen Beziehung leben, wenig Schöneres vorstellen, als Zeit mit der Partnerin oder dem Partner zu verbringen. Sind beide berufstätig, leben aber zusammen, sieht das unter der Woche in etwa so aus: Nach Feierabend isst man mit dem anderen, sieht gemeinsam fern, geht gemeinsam schlafen und steht am nächsten Tag wieder gemeinsam auf, um jeder für sich zur Arbeit zu fahren. Bei Paaren, die sich den Arbeitsplatz teilen oder gemeinsam Homeoffice machen, fällt sogar diese Unterbrechung weg. Und am Wochenende, im Urlaub oder in sonstiger Freizeit ist man ebenfalls bestrebt, jede freie Minute gemeinsam zu verbringen. So weit die Theorie.

Einfach mal allein einen Kaffee trinken gehen: Brauchen Sie das?
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Zeit zu zweit vs. Zeit allein

Falls Ihnen jedoch bei dieser Schilderung ein wenig unbehaglich geworden ist, sind Sie nicht allein: Die meisten Menschen realisieren irgendwann, dass ein ständiges Miteinander auch mit dem geliebtesten Menschen auch zu viel werden kann. Nach einer ersten Verliebtheitsphase, in der ohne den anderen gar nichts geht, besinnt man sich häufig auch wieder auf eigene Interessen und Hobbys, möchte vielleicht seine beste Freundin oder seinen besten Freund allein treffen oder mit Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen auf ein Feierabendbier gehen. Wer es schon vor Bestehen der Beziehung genossen hat, etwa auf eigene Faust und im eigenen Tempo laufen oder mountainbiken zu gehen, wird die Freude daran nicht schlagartig verlieren, weil er nun in einer Partnerschaft lebt. Wie oft und wie lange man es braucht, Zeit allein zu verbringen, die vielleicht auch einfach nur ohne Gesellschaft in den eigenen vier Wänden genossen wird, ist zwar individuell verschieden – das Bedürfnis danach werden jedoch die meisten Menschen kennen und nachvollziehen können. "Amina Marina" schildert diesbezügliche Erfahrungen:

Schwierig wird es nur dann, wenn die Vorstellungen und Bedürfnisse hinsichtlich der Menge der Zeit, die man allein und gemeinsam verbringen möchte, stark divergieren. Hat die eine zahlreiche Steckenpferde, denen sie am liebsten im Alleingang frönt, während der andere ohne die Partnerin oder den Partner nichts mit sich anzufangen weiß, sind Troubles in der Beziehung vorprogrammiert. Wie so oft führt am Drüberreden und Kompromissefinden kein Weg vorbei, damit in der Partnerschaft letztlich beide auf ihre Kosten kommen. Ist man dazu nicht bereit und besteht man auf unentwegten Alleingängen oder klammert im Gegenteil so sehr, dass es dem anderen irgendwann zu viel wird, wird man vielleicht sogar glücklicher, wenn man tatsächlich allein bleibt. Oder jemand anderen findet, der ähnliche Vorstellungen vom Miteinander und dem darin enthaltenen Ausmaß von "Alone Time" hat.

Wie ist das bei Ihnen?

Trifft man Sie und Ihre Partnerin oder Ihren Partner meist im Doppelpack an – oder gehen Sie regelmäßig auch eigenen Interessen nach? Welche Hobbys genießen Sie ohne einander? Und haben Sie ähnliche Vorstellungen davon, wie viel Zeit Sie zusammen und getrennt verbringen möchten, oder gibt es in diesem Punkt Konflikte? Posten Sie im Forum! (Daniela Herger, 5.5.2023)