40:40:20, so lautet die Österreich- Begehrlichkeitsprognose: 40 Prozent aller CX-60 werden mit Plug-in-Hybrid geordert, 40 mit Diesel, 20 mit Benziner.
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Die Vorfreude war groß, die erste Begegnung etwas ernüchternd. Eine neue Plattform hatte Mazda angekündigt, grundsätzlich auf Hinterradantrieb ausgelegt, dazu Reihensechszylindermotoren und erstmals 8-Gang-Automatik, alles in Eigenregie entwickelt.

Die erste Antriebsversion des CX-60, von dem hier die Rede ist, war auch gleich das Öko-Aushängeschild, die mit Plug-in-Hybrid nämlich. Und was soll man sagen, da lief manches gar nicht so rund, wie man das von Mazda sonst gewohnt ist. Permanent ruckt das Ding, weil nicht ganz klar ist, ob gerade der Elektromotor (der zudem ständig vernehmlich surrt) das Sagen hat oder der Verbrenner, dazu ein unharmonisch hart abgestimmtes Fahrwerk. Da ist wohl manches nachzujustieren, tunlichst rasch nachzujustieren.

Das Fahrerlebnis mit dem CX-60 Plug-in-Hybrid ist eher ruckelig – keine Spur davon beim Selbstzünder-Modell.
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Verbrennungsmotor der Zukunft

Und nun also die erste Begegnung mit den neuen Dieselaggregaten. Wer wird denn heute noch in Technik von gestern investieren, werden etliche gleich kopfschüttelnd einwenden. Mazda hat jedenfalls eine etwas andere Sicht auf die Dinge, glaubt neben Elektro an die Zukunft des Verbrennungsmotors, offenbar glauben auch die meisten Konsumenten noch daran, wie die Neuzulassungsstatistik zeigt, und hat sich schon öfter mit – mal mehr, mal weniger – nachvollziehbaren Argumenten Trends widersetzt, Downsizing-Motoren wären ein Beispiel für das Gemeinte.

Sehen wir uns also ganz nüchtern an, was die Hiroshima-Sans nach Plug-in in Stellung bringen. "e-Skyactiv D": Selbstzünder mit neuer Verbrennungstechnologie, wodurch der einen thermischen Wirkungsgrad von über 40 Prozent erreicht. 3,3 Liter Hubraum, sechs Zylinder in Reihe, gleich fällt das BMW-Wort.

In zwei Leistungsstufen gibt’s das Aggregat, einmal mit 200 PS (147 kW), einmal mit 254 (187), und damit die an sich schon sparsamen Motoren noch effizienter werden, lassen sie ihnen Mildhybridunterstützung angedeihen – Hauptbestandteil: Riemen-Starter-Generator mit 17 PS (12,4 kW) und 153 Nm. Diese 48-Volt-Technologie kommt dann auch beim Benziner zum Einsatz. Im Endeffekt ergibt der Normtestzyklus für den schwächeren Diesel 5,0 l / 100 km, für den starken 5,3. Zur Veranschaulichung der Größenordnung: Das sind 24 Prozent Verbrauchsreduktion gegenüber dem bisherigen 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel.

Sauber aufgeräumt auch die Mittelkonsole – und beste Botschaft: Mazda setzt, allem Touch-Trend zum Trotze, weiterhin auf das Dreh-Drück-Bediensystem nach Art von BMW.
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Weniger Speck auf den Rippen

So weit zur grauen Theorie. Erster Praxiseindruck: Mazda findet zurück zu alter Stärke. Das Fahrwerk der CX-60-Selbstzünder ist immer noch reichlich straff abgestimmt, bei kurzen Wellen wirkt es ein wenig bamstig, aber insgesamt stimmt die Richtung. Über den Daumen gepeilt 150 Kilos weniger Speck auf den Rippen, das macht sich positiv in fahrdynamischer Hinsicht bemerkbar. Damit sollen Mazda-Kundinnen jedweden Geschlechts ja gerne liebäugeln. Die 200-PS-Version, für die sich ein überraschend hoher gewerblicher und Flottenanteil abzeichnet, ist nur mit Hinterradantrieb erhältlich, jene mit 254 mit Allrad, und was soll man sagen: Agilität und Leichtfüßigkeit in beiden Fällen.

Leistungsentfaltung? Da gönnt sich die Automatik erst einmal eine klitzekleine Nachdenkpause, ob der Wunsch am Gaspedal ernst gemeint sei oder nicht, dann geht’s aber tüchtig (200 PS) bis ungestüm (254) los. Akustisch macht sich das Verbrennungsprinzip auch bemerkbar, aber keineswegs unangenehm, Mazda lässt offenbar nur die guten Vibrationen durch. Unsere ersten Probefahrten mit reichlich Autobahn ergaben unterm Strich stets Verbrauchswerte von rund 5,5 l / 100 km, hie ein bisserl drunter, da ein klein wenig drüber. Und weil Mazda sich gerne an einem bayerischen Premiumhersteller orientiert: BMW ist das nicht. Aber verdammt nahe dran.

Mazda will auch zukünftig in Verbrennungsmotoren investieren und ist konsequenterweise Mitglied der E-Fuel-Allianz.
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Japanische Ästhetik

Dass Mazda bei der Materialanmutung (bei der Qualität sowieso immer schon) und mit japanischer Ästhetik an Premium angedockt hat, ist ein weiterer Pluspunkt für den CX-60, aber der fällt schon ins allgemeine Kapitel.

Die Gelegenheit der CX-60-Diesel-Vorstellung nutzte der Hersteller auch noch zur Verlautbarung einer kleinen Modellpflege beim CX-5. Der etwas kleinere SUV-Bestseller (20 cm kürzer als der CX-60) wird jetzt mildhybridisiert, und zwar mit den bisher im Hause üblichen 24 Volt, zudem kriegen die Benziner alle die Zylinderabschaltung, woraus sich in Summe Verbrauchsverbesserungen von bis zu 0,6 l / 100 km ergeben. Weniger ist mehr. (Andreas Stockinger, 14.5.2023)