Das Line-up für das große Finale des Eurovision Song Contest steht fest. Im zweiten Semifinale qualifizierten sich weitere zehn Beiträge, die wir in der Liverpooler M&S Bank Arena am Samstag noch einmal hören werden.

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DER STANDARD

Teya & Salena beendeten eine lange Durststrecke. Cesár Sampson konnte sich 2018 als letzter Vertreter Österreichs fürs Finale qualifizieren. Er wurde damals schlussendlich Dritter. Seither blieben alle vom ORF ausgewählten Songs im Halbfinale stecken. Who the Hell Is Edgar? galt jedoch bereits im Vorfeld als chancenreicher Song und ist in der Fan-Community des ESC enorm beliebt.

Zwar hat die Bühnenumsetzung in der Inszenierung von Marvin Dietmann eine ganz andere Note als das charmant-witzige Musikvideo, aber wenn am Ende Edgar Allan Poe groß ins Bild kommt, ist die Inszenierung auch für Menschen zugänglich, die den kritisch-satirischen Inhalt nicht verstehen. Apropos Inhalt: Den alljährlich verliehenen Eurostory Best Lyrics Award haben Teya & Salena nach drei Jahren Italien-Dominanz bereits im Vorfeld gewinnen können.

Österreichs Teilnehmerinnen Teya & Salena im Glück.
Foto: AP Photo/Martin Meissner

Das zweite Semifinale war insgesamt weniger spektakulär als das erste, da die haushohen Favoriten für den Gesamtsieg bereits im ersten zu sehen und zu hören waren. Dafür war die zweite Show im Ausgang unberechenbarer.

Qualifiziert

Freilich gab es auch in diesem Semifinale einige Acts, deren Qualifikation bereits im Vorfeld als klare Sache gehandelt wurde: Die australische Metal-Band Voyager konnte sich mit ihrem Achtziger-Flair souverän qualifizieren. Ebenso die sehr gekonnt inszenierte Darbietung Armeniens. Brunette mausert sich mit ihrem Appell an einen potenziellen Future Lover zu einer Geheimfavoritin auf einem Platz weiter vorne. Ihre Inszenierung mit Lichtspielen beeindruckt. Joker Out aus Slowenien füllen in ihrer Heimat Stadien. Das authentisch als Rockkonzert dargebotene Carpe Diem wird auch Samstag noch einmal zu hören sein.

Australien freut sich, dass die lange Anreise nicht vergebens war.
Foto: AP Photo/Martin Meissner

Bei vielen weiteren Beiträgen war die Sache schon weniger eindeutig, auch in den Wettquoten nicht. Am Ende durchgesetzt haben sich der Neunziger-Dance aus Belgien, eine Klavierballade aus Estland, ein tropischer Sommerhit aus Polen, das Familiendrama aus Albanien – und von Schweden komponierter Pop vom Reißbrett aus Zypern, dargeboten von einem Sänger, Andrew Lambrou, der eigentlich Australier ist. Auch Monika Linkytė aus Litauen darf sich über die zweite Finalteilnahme freuen. Sie stand bereits in Wien 2015 auf der ESC-Bühne.

Belgien hatte auch Erfolg.
Foto: EPA/ADAM VAUGHAN

Nicht qualifiziert

Der dänische Sänger der Färöer, Reiley, muss leider wieder auf die nordatlantischen Inseln zurückkehren. Dort benachbart liegt Island, wohin Diljá ohne Finalteilnahme zurückkehren wird. Der Rumäne Theodor Andrei, der in seinem Song seine Bullying-Erfahrungen verarbeiten wollte, wurde von den Zuschauern ebenso wenig belohnt wie die Schreihälse aus San Marino. Georgiens Iru setzte mit Echo erfolglos auf Drama und Drums. Der erst 16-jährige Singer-Songwriter Victor Vernicos aus Griechenland scheiterte ebenso.

Beim großen Finale am Samstag in Liverpool werden insgesamt 26 Beiträge an den Start gehen. Zu den zwanzig Songs aus den beiden Semifinalshows (am Dienstag kamen Israel, Kroatien, Moldau, Norwegen, Portugal, die Schweiz, Serbien, Tschechien, Finnland und Schweden weiter) gesellen sich die Big Five – die größten EBU-Geldgeber und daher automatisch fürs Finale gesetzten Länder: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und das Vereinigte Königreich. Außerdem ist mit der Ukraine der Titelverteidiger – und eigentliche Gastgeber – ebenfalls fix im Finale gesetzt. (Marco Schreuder aus Liverpool, 11.5.2023)