In den meisten Fan-Rankings liegt Käärijä aus Finnland (Mitte) vorn, bei den Buchmachern die Schwedin Loreen.
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1. Wie steht es um Österreichs Chancen?

Teya & Salena haben mit dem Finaleinzug ihr wichtigstes Ziel erreicht. Die Eurovision-Fans feiern Who the Hell is Edgar? seit Wochen. Laut Buchmachern ist ein Top-Ten-Platz möglich. Dafür wäre eine gute Startnummer hilfreich.

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2. Wer hat die Startnummer eins?

Österreich! Mittlerweile wird die Startreihenfolge nicht mehr ausgelost, sondern seitens der Produktion dramaturgisch festgelegt. Gelost wird nur noch, ob ein Beitrag in der ersten oder zweiten Hälfte antreten muss. Die Startnummer eins gilt nicht als Unglücksnummer. 1975 und 1976 gelang damit sogar ein Sieg. Die wahre Unglücksnummer ist Startnummer zwei. ESC-Nerds sehen die Setzung Österreichs aber als Indiz, dass das zweite Semi nicht gewonnen wurde. Die besten Semi-Platzierungen finden sich eher in der Mitte der Show.

3. Wer sind die Topfavoriten?

Seit Wochen wird ein Duell zwischen Loreen aus Schweden und Käärijä aus Finnland vorausgesagt. In den meisten Fan-Rankings liegt der Finne mit seinem Cha cha cha vore, bei den Buchmachern die Schwedin mit Tattoo. Ein Sieg von einem der beiden ist am wahrscheinlichsten, aber:

4. Könnte es einen lachenden Dritten geben?

Ja. Klassischer Schweden-Pop hatte es in den vergangenen Jahren zunehmend schwer beim Televoting, bekam aber viele Jurypunkte. Das könnte für Loreen ein Problem werden, zumal ihr Beitrag keine neue Entwicklung von Loreen zeigt. Käärijä wiederum ist kein überzeugender Sänger und kommt am Ende seines Songs oft außer Atem, was Jurypunkte kosten könnte. So sind etwa Marco Mengoni (Italien), Tvorchi (Ukraine), La Zarra (Frankreich) und Blanca Paloma (Spanien) noch nicht abzuschreiben. Das Rennen 2023 ist noch offen.

5. Ist die Ukraine Gastgeber in Liverpool?

Ja und nein. Natürlich hat die britische BBC den Lead in Liverpool. Die Ukraine ist aber omnipräsent, und das war den Briten auch wichtig. Auffallend: Britische Besucher des ESC kommen gerne mit Ukraine-Fahnen. Die BBC hat das blau-gelbe Logo zudem unlizenziert frei zur Verfügung gestellt. Somit ist das Logo in der Stadt allgegenwärtig und darf von jedem Pub oder Shopbesitzer verwendet werden.

6. Wie begeistert sind die Briten?

Sehr. Vor den Merchandiseshops mussten Gitter für die meterlangen Schlangen aufgestellt werden, aus ganz Großbritannien strömen Menschen nach Liverpool, um Eurovision-Flair zu schnuppern.

7. Wie schlägt sich die Gastgeberstadt Liverpool?

Die Beatles sind in Liverpool präsenter als Mozart in Salzburg. Man sieht sich immer noch stolz als Epizentrum der Popkultur. Die Hafenstadt wird traditionell links regiert. Man bekommt den Eindruck, dass hier bewusst proeuropäisch gefeiert wird – auch als Antwort auf die Regierung in London. Liverpool hat mit einem dichten Kulturbegleitprogramm für viel ESC-Flair gesorgt.

8. Wer moderiert?

Hannah Waddingham überstrahlt alle. Die Schauspielerin, bekannt aus Ted Lasso und Game of Thrones (die "Shame Shame"-Priesterin), ist bereits jetzt bei den Fans vor Ort zur Heldin geworden. Ihr zur Seite stehen die ukrainische Sängerin Julija Sabina und die englische Sängerin Alesha Dixon. Im Finale kommt der legendäre Talkmaster Graham Norton dazu, der seit 2009 für die BBC den Song Contest kommentiert.

9. Wie läuft das Voting ab?

Es gab 2023 einige Neuerungen. In den Semifinalen wurden die Jurys abgeschafft, nachdem 2022 auffällige und offensichtlich abgesprochene idente Juryvotings für einen Skandal gesorgt hatten. Im Finale sind sie wieder da. Diese Punkte werden von den einzelnen Sendern wie üblich reihum durchgegeben. Am Ende folgt das Televoting zusammengerechnet. Diese Methode hat sich aufgrund der Spannung bewährt. Neu ist ein "Rest of the world"-Voting. Auch Zuseher in Ländern, die nicht teilnehmen, können somit abstimmen. Ihre Punkte werden wie die eines einzelnen Landes gewertet. (Marco Schreuder aus Liverpool, 13.5.2023)