In den Bytedance-Büros in Peking soll eine eigene Einheit der KP Chinas die Umsetzung "zentraler kommunistischer Werte" überwachen, heißt es in der Klagsschrift.

Foto: Greg Baker, AFP

Während Tiktok kämpft darum, in den Vereinigten Staaten online zu bleiben, kommt neues Ungemach in Form einer nun eingebrachten Klage, wie die "New York Times" berichtet. Ein ehemaliger leitender Angestellter von ByteDance hat behauptet, dass der Eigentümer von TikTok, der chinesische Konzern Bytedance, Bots und gestohlene Inhalte verwendet hat, um das Engagement der App aufzublähen.

Vorwürfe des Diebstahls geistigen Eigentums

Der ehemaligen Technikchef Yintao Yu behauptet, dass Bytedance ihn zu Unrecht gefeuert hat, nachdem er sich gegen die Praktiken des Unternehmens ausgesprochen hat. So soll sich Yu laut Klagsschrift gegen den Diebstahl von Material anderer Apps gestellt haben, weshalb ihm gekündigt wurde. Außerdem behauptet Yu, dass Bytedance als "nützliches Propagandawerkzeug für die Kommunistische Partei Chinas" fungiere und dass in China ansässige Mitarbeiter auf die Daten von US-Nutzern zugreifen konnten.

Aber: Yus Anschuldigungen datieren fünf Jahre zurück und Bytedance hat mehrere Änderungen vorgenommen. Ob die Vorwürfe heute noch haltbar sind, ist also fraglich. Dennoch dürfte Yus Klage Wasser auf den Mühlen all jener sein, die ein Verbot von Tiktok, in den Vereinigten Staaten fordern. Tiktok steht in den USA in Verdacht eine Gefahr für die nationale Sicherheit zu sein und dass man der App nicht trauen kann, wenn es um den Schutz der Daten von US-Nutzern geht.

Einheit der chinesischen KP im Bytedance-Büro

Yus Anschuldigungen gehen noch weiter: In der Klage beschreibt er "eine spezielle Einheit von Mitgliedern der Kommunistischen Partei Chinas" in den Bytedance-Büros in Peking, die für die Umsetzung "zentraler kommunistische Werte" im Unternehmen verantwortlich sein soll. Yu behauptet auch, dass Bytedance-Mitarbeiter die App Douyin, die chinesische Version von Tiktok, manipuliert haben, um Inhalte über Proteste in Hongkong zu unterdrücken. Gleichzeitig sollen Inhalte, die Hass auf Japan schüren, hervorgehoben worden sein.

Außerdem sollen bei Bytedance gezielt Inhalte gestohlen worden sein, so Yu. Bytedance-Angestellte hätten beliebte Inhalte von der Konkurrenz wie Instagram und Snapchat gestohlen und auf Tiktok gestellt. Darüber hinaus soll das Unternehmen Bot-Konten verwendet haben, um Engagement vorzugaukeln. Das soll der App geholfen haben, in den USA Fuß zu fassen. Yu verließ das Unternehmen kurz nachdem Bytedance Musical.ly in Tiktok umbenannt hatte.

Bytedance streitet alle Vorwürfe ab

Ein Sprecher von Bytedance sagte gegenüber "Engadget": "Wir planen, uns energisch gegen die unserer Meinung nach unbegründeten Behauptungen und Anschuldigungen in dieser Klage zu wehren. Herr Yu arbeitete für Bytedance Inc. für weniger als ein Jahr und sein Arbeitsverhältnis endete im Juli 2018. Während seiner kurzen Zeit bei dem Unternehmen hat er an einer App namens Flipagram gearbeitet, die vor Jahren aus geschäftlichen Gründen eingestellt wurde." Zum Vorwurf des Diebstahls von Inhalten heißt es weiter: "ByteDance verpflichtet sich, das geistige Eigentum anderer Unternehmen zu respektieren, und wir erwerben Daten in Übereinstimmung mit den Branchenpraktiken und unserer globalen Richtlinie."

TikTok hat wiederholt versucht, seine Verbindungen zu ByteDance und China herunterzuspielen. Unter anderem versuchte Tiktok-CEO Shou Zi Chew vor dem Kongress im März sein Unternehmen als amerikanische darzustellen. Das Unternehmen hat außerdem mehr als eine Milliarde US-Dollar in Server in Texas gesteckt. Diese sollen die US-Nutzerdaten von TikTok vom Rest von Bytedance abschotten. (pez, 13.5.2023)